das Jahr 2024 geht zu Ende und wie in den Jahren zuvor wollen wir uns kurz vor den Weihnachtsfeiertagen mit einem kleinen Jahresrückblick an Sie wenden. Nach wie vor sind es unruhige Zeiten. Die in den vergangenen Jahren ausgebrochenen Kriege in der Ukraine und in Israel dauern unvermindert an, die Hoffnung auf ein Ende des Blutvergießens ist im Moment gering. Doch der Gedanke an und der Wunsch nach einem einigen, friedlichen Europa ist und bleibt lebendig – dafür stehen wir mit unserer Arbeit und dafür stehen Sie als unser Publikum mit Ihrem Interesse, Ihrer Neugier, Ihren Anregungen und auch Ihrer Kritik an unseren Angeboten zur deutschen und gemeinsamen Kultur und Geschichte in Ostmittel-, Nordost- und Südosteuropa.
Streng genommen hatten wir in diesem Jahr nicht nur ein, sondern gleich zwei Jahresthemen. Das lag an zwei Herren mit »K«, die beide, jeder auf seine Weise, große Bedeutung und Strahlkraft für die deutschsprachige Kultur im östlichen Europa und weit darüber hinaus hatten und haben.
Unser »offizielles« Jahresthema Kant & Königsberg war dem vor 300 Jahren, im April 1724, in Königsberg in Ostpreußen geborenen und zeitlebens dort wirkenden Immanuel Kant gewidmet. Vor allem mit unserer gleichnamigen Wanderausstellung, aber auch mit Lesungen, Vorträgen und Filmvorführungen brachten wir den Philosophen dem Publikum näher.
200 Jahre später, im Juni 1924, starb der Schriftsteller Franz Kafka, der neben seiner weltliterarischen Bedeutung wie wohl kein anderer für den Mythos der deutschsprachigen Prager Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts steht. Mit Themenabenden, Lesungen, Vorträgen (auch an Schulen) und Workshops beteiligten wir uns an dem großen Projekt afka 2024. Hervorzuheben ist dabei die Filmreihe Kafka im Kino mit acht Filmen, die in Berlin und Weimar gezeigt wurden.
Bereits ins fünfte Jahr ging 2024 unsere Lesereihe Unerhörte Familiengeschichten aus dem östlichen Europa im Literaturforum im Brecht-Haus Berlin. In diesem Jahr standen zwei Doppellesungen auf dem Programm: zwei russlanddeutsche Familiengeschichten und zwei Suchen nach den Vätern in Posen/Poznań und in Danzig/Gdańsk. Die Reihe, die sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, wird 2025 mit zwei Terminen im Januar und im März fortgesetzt.
Apropos beliebt: Auch unsere Schreib- und Erzählwerkstätten Sagen und Märchen meiner Region sind 2024 weitergereist und haben mit jeweils drei Erzählwerkstätten für Studentinnen und Studenten im April in Krakau und im Oktober in Prag Station gemacht. Die Werkstätten waren ebenfalls Teil des Programms des ganzjährigen Festivals afka 2024.
Auch die ZOOM-Vortragsreihe Die Baltischen Staaten. Unser unbekannter Nachbar im Osten? setzten wir mit jeweils drei Veranstaltungen im Frühjahr und im Herbst 2024 fort. Mit so unterschiedlichen Themen wie Kurlands karibischen Kolonialplänen, Rigas Aufstieg zur modernen Industrie- und Hafenstadt oder wie die baltischen Republiken ihre Unabhängigkeit wiedererlangten.
Insbesondere an ein junges Publikum wenden wir uns mit unserer Marke #EASTPLORERS. Mit vielfältigen Veranstaltungen konnten wir auch 2024 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu aktiver Teilnahme und Teilhabe motivieren. Highlights hier sicher die Exkursion Zeichnend unterwegs mit Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar im Mai nach Görlitz, der multimediale Streifzug durch die Prager deutschsprachige Literatur Kafka & Co. als Angebot für Schulen oder die Bildungsradreise Mikrokosmos Europa ErFahren im August entlang der Memel in Litauen.
All die anderen Lesungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Ausstellungseröffnungen aufzuzählen, die als Einzelveranstaltungen neben unseren Reihen liefen, würde hier deutlich den Rahmen sprengen. Falls es Sie aber doch interessiert: Hier finden Sie eine Übersicht aller 125 Termine im Jahr 2024.
Der Georg Dehio-Buchpreis 2024 ging an die Schiftstellerin Ulrike Draesner (Hauptpreis) sowie an die Autorin Karolina Kuszyk mit ihrem Übersetzer Bernhard Hartmann (Förderpreis). Die feierliche Preisverleihung fand am 10. Oktober im Simón-Bolívar-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Hier geht es zu einem Kurzbericht mit Impressionen von der Preisverleihung und hier zu weiteren Informationen über die Preisträgerinnen und den Preisträger.
Unser jährliches Stadtschreiber-Stipendium ging auch 2024 in eine der diesjährigen Kulturhauptstädte Europas, nach Dorpat/Tartu in Estland. Von Mai bis September berichtete die Journalistin Katrin Groth aus der Universitätsstadt in ihrem Blog www.stadtschreiberin-dorpat.de. Über ihren Aufenthalt wird derzeit – in bewährter Tradition in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern des Filmgymnasiums Babelsberg – ein Film produziert, der im Frühjahr Premiere feiern wird.
Neben der bereits bei den Jahresthemen erwähnten Ausstellung Kant & Königsberg (aktuell noch bis Mitte Januar 2015 im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen) stach in diesem Jahr vor allem unsere neue Wanderausstellung Andreanum. 800 Jahre Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen heraus. An sage und schreibe zwanzig Stationen in Deutschland und Rumänien wurden die zwölf großformatigen Tafeln in vier Sets bereits gezeigt, derzeit und noch bis zum 23. Februar 2025 sind sie im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim zu sehen und auch danach wird die Ausstellung weiterreisen. International unterwegs waren Das adelige Leben im Baltikum (Liebau/Liepāja, Lettland) und sind auch Rübezahl (Reichenberg/Liberec in Tschechien) und Lenné (Posen/Poznań in Polen). Hier geht es zu einer Übersicht unserer Wanderaustellungen, die weiterhin vollständigt wird, und hier finden Sie die aktuellen Termine aller Ausstellungen.
In Zusammenarbeit mit dem Arco Verlag erschien in unserem Hause im Oktober die zweisprachige Anthologie ukrainischer Lyrik Dichtung der Verdammten, ausgewählt und übertragen von Oswald Burghardt (Jurij Klen).
Der lang ersehnte Literarische Reiseführer Niederschlesien von Roswitha Schieb wird im Frühjahr 2025 erscheinen. Auf den »Fünf Partien durch das zehnfach interessante Land« kommen u.a. Gerhart Hauptmann und Olga Tokarczuk, die mit dem Nobelpreis gewürdigt wurden, sowie Andreas Gryphius, Daisy von Pless, Ruth Hoffmann, Arnold Zweig, Joanna Bator oder Filip Springer zu Wort. Soeben erschienen ist die zweite Auflage des Literarischen Reiseführers Oberschlesien von Marcin Wiatr, sozusagen das Pendant zum Buch von Roswitha Schieb.
Zu den erwähnten Ausstellungen erschienen die Begleithefte Andreanum. 800 Jahre Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen sowie Kant & Königsberg.
Eine Übersicht über alle Neuerscheinungen, ob gedruckt oder digital, finden Sie in der Rubrik Verlag & Medien oder in unserem Gesamtverzeichnis zum Durchblättern am Bildschirm oder auf dem Display.
Wieder sehr produktiv war auch unsere Podcast-Redaktion: Auf unserem Kanal »Von Asch bis Zips. Der Osten für die Ohren« sind 2024 sechs Produktionen entstanden, zu so unterschiedlichen Themen wie Kafkas Sommer mit Dora Diamant, die Deutsche Filmpropaganda, Krieg und Okkupation im Baltikum oder die Holunderblüten, ein Beitrag, der an drei vergessene Schriftstellerinnen erinnert.
Hier finden Sie eine Übersicht der Kanäle, auf welchen Sie unsere Podcast-Folgen hören können.
Die sechs im Jahr 2024 erschienenen Ausgaben unseres Magazins KK – Kulturkorrespondenz östliches Europa boten wie gewohnt eine breites Spektrum an Themen, so z.B. Von Talern bis Penunze(n) – Geschichten über Geld (Januar/Februar-Ausgabe 1439), Faszination Fussball – Von Göttern und Tempeln des Rasensports (Mai/Juni-Ausgabe 1441) oder Von Weinbergen zu Hochöfen – Mähren (September/Oktober-Ausgabe 1443), um nur drei zu nennen. Hier finden Sie eine Übersicht der gedruckten Hefte (wird fortlaufend ergänzt), hier können Sie die KK abonnieren und zudem erscheinen viele Artikel auch frei lesbar online hier auf der Website.
Im Sommer erschien die elfte Ausgabe unseres Magazins für deutsche Kultur und Geschichte, der BLICKWECHSEL 2024. Sein Schwerpunktthema »Die Welt braucht Sonne. Reformbewegungen, Künstlerorte und alternatives Leben« widmet sich alternativen Lebenskonzepten und Künstlerorten im östlichen Europa.
Es war gleichzeitig die letzte Ausgabe des BLICKWECHSEL. Wir danken unseren Leserinnen und Lesern für ihre langjährige Treue. Als Alternative empfehlen wir unsere Zeitschrift Kulturkorrespondenz östliches Europa sowie unseren Podcast Von Asch bis Zips. Der Osten für die Ohren.
Immer wichtiger als Informationsmedium werden für viele die Sozialen Medien, v.a. jüngere Leute erreicht man z. T. nur noch über diese Kanäle. Wir sind hier mit unseren Angeboten zu finden:
Spotify | Apple | Podcast.de | Audible | Castbox |
amazonmusic | YouTube music | YouTube
Viele Informationen unser Themengebiet betreffend, wie News, Neuerscheinungen in anderen Verlagen oder zu den Aktivitäten unserer zahlreichen Partnereinrichtungen, finden Sie ebenfalls gebündelt hier auf unserer Website.
Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Bleiben Sie gesund und uns gewogen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Jahr 2025 – in dem wir das 25-jährige Bestehen des Deutschen Kulturforums feiern werden. Freuen Sie sich auf ein vielfältiges Jubiläums-Programm!
Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Deutschen Kulturforums östliches Europa