Editorial
Dribbeln, Passspiel-Übungen, Schuss- und Kopfballtraining. Unser Titelbild zeigt ein klassisches Fußballtraining, aufgenommen dieser Tage bei einer Reise nach Oberschlesien in der Kleinstadt Oberglogau/Głogówek. Dort bereiten sich potenzielle Fußballeuropameisterinnen auf ihre Meisterschaftsspiele vor, die Ende Juni und Anfang Juli austragen werden. Wenn Sie ins Stutzen kommen, da doch in diesem Jahr nicht die europäischen Frauen-, sondern Männerteams um die Europameisterschaft in dem wohl beliebtesten Ballsport ringen, dann liegen wir mit unserem aktuellen Schwerpunktthema richtig. Faszination Fußball - Von Göttern und Tempeln des Rasensports lautet der Titel, denn während die europäischen Männer-Nationalmannschaften hierzulande »kicken«, wollen wir »König Fußball« im östlichen Europa in den Fokus nehmen.
Und dazu gehört das Frauenteam des FC DFK Oberschlesien: Zum ersten Mal tritt es bei der Europeada an, der Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten in Europa. Neun Frauen- und 26 Männerteams spielen in diesem Jahr in Nord- und Südschleswig um die Trophäe. KK-Redakteur Markus Nowak stand beim Training der Damenmannschaft in Oberglogau mit Kamera und Stift am Spielfeldrand. Weniger um den sportlichen als vielmehr den kulturhistorischen Aspekt des Fußballs geht es in unserem Interview mit Diethelm Blecking. Der Sporthistoriker räumt nicht nur mit einigen Fußballmythen auf, sondern gibt – so viel sei vorweggesagt – einen diplomatischen Tipp ab für einen möglichen Europameister. Historisch geht es zu in dem Beitrag von Jan Mohnhaupt: Der Journalist stellt eine fiktive Start-Elf aus deutschen Spielern aus dem östlichen Europa auf. Lesenswert ist auch der Artikel von Dawid Smolorz, der die Linien eines Vereines aus seiner Heimat nachzeichnet, in dem seit einigen Jahren auch ein Fußballweltmeister mitspielt, Górnik Zabrze.
Übrigens bewegt unseren Kontinent dieser Tage nicht nur das runde Leder: Ende Mai finden in den 27 EU-Mitgliedsländern Europawahlen statt, nach der Abstimmung zum indischen Parlament ist es die zweitgrößte demokratische Wahl der Welt. Nach der Euro-Krise, dem Brexit und vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist die europäische Gemeinschaft permanent in einem Krisenmodus. Dennoch klopfen weitere Länder an den Toren in Brüssel an und bitten darum, eingelassen zu werden. Vor zwanzig Jahren ist das bei der EU-Erweiterung 2004 gleich zehn Ländern vorwiegend aus dem östlichen Europa gelungen. Wir schauen auf die Stimmung und Herausforderungen von damals.nbsp;
Apropos Stimmung: Bei uns in der Redaktion können mit dieser Ausgabe die Korken knallen. Denn die KK kam in ihrem jetzigen Gewand und unter der Regie des Kulturforums vor genau fünf Jahren im Mai 2019 zum ersten Mal heraus. Wir wollen uns aber nicht zu viel auf die Schulter klopfen, sondern gerade unseren Leserinnen und Lesern ein Wort des Dankes aussprechen: Wir freuen uns, wenn Sie uns treu bleiben. Viel Freude am neuen Heft.
Inhalt
Im Fokus
Epochen
»Das kommt nicht wieder«. Werner Richard Heymann und Königsberg
Von Elisabeth Trautwein-Heymann
Perspektive
Jüdisches Erbe im östlichen Europa. Zwischen Erinnerung, Kontinuität und Wiederbelebung
Von Markus Nowak und Renate Zöller
Neuigkeiten
Rezensionen
Zu schön, um wahr zu sein?
Spielfilm: Die Herrlichkeit des Lebens, Deutschland und Österreich 2024
Von Vera Schneider
Exot in der Medienlandschaft.
Klaus Hanisch: Prager Zeitung. 350 Jahre Medien und Kulturgeschichte, Königshausen & Neumann, Würzburg 2023
Von Renate Zöller
Spiegel der Geschichte – (östliches) Brandenburg im Museum
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam
Von Magdalena Abraham-Diefenbach
Momente I
Königsberg, Kultur und eine Comicfigur. Gleich mehrere Ausstellungen beschäftigen sich im Zuge seines 300. Geburtstags mit Immanuel Kant
Von Markus Nowak
Momente II
Fußballlegende mit deutsch-polnischem Hintergrund
Von Dawid Smolorz
Veranstaltungen
Fundstück
Fund und Geburtstagsgeschenk zugleich
Von Dawid Smolorz