Ein auf lange Sicht bestimmendes Element der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts waren die durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen ausgelösten Fluchtbewegungen und Vertreibungen. Sie zählen zu den die umfangreichsten europäischen Bevölkerungsverschiebungen überhaupt, über 12 Millionen Deutsche waren davon betroffen. Die Jahrhunderte währende gemeinsame Geschichte der Völker Ostmitteleuropas mit ihren bedeutenden kulturellen Errungenschaften geriet dadurch in Vergessenheit. Sie wurde von den traumatischen Erinnerungen der Erlebnisgenerationen und von der notwendigen Neuorientierung der Nachkriegsgenerationen überlagert.
Mit der Aufhebung der ideologischen und politischen Teilung Europas und der fortschreitenden europäischen Integration gewinnt die Erinnerung an die verbindende kulturelle Vergangenheit der Deutschen und ihrer Nachbarn im östlichen Europa nicht nur neue Chancen und Möglichkeiten, sondern sie ist eine wichtige Basis für einen nachhaltigen Dialog. In dessen Rahmen können historische Wunden offen benannt und gegenseitige Vorbehalte abgebaut werden.