Helga Hirsch

Beitrag zum Internationalen Colloquium »Ein Zentrum für Vertreibung?« vom 14. – 16.03.2003 in der Akademie Sankelmark

I.

Seit geraumer Zeit haben wir es mit einem faszinierenden Phänomen zu tun: das Thema der Vertreibung kehrt in die öffentliche Debatte zurück. Jahrelang, ja jahrzehntelang galt es als anstößig, revanchistisch, rückwärtsgewandt, sich mit der Flucht der Deutschen 1944/45 und dem Verlust der Heimat im Osten zu beschäftigen. Wer die Aussöhnung mit den Nachbarn anstrebe, so schien es, dürfe über deutsche Opfer nicht reden.
Nur die Vertriebenenverbände kümmerten sich um die Klientel der Betroffenen – und ihre einseitige Betrachtungsweise galt dem Rest der Gesellschaft als hinreichendes Argument, das Thema als solches zu diskreditieren. Als gebe es nur die Alternative zwischen einem reuigen Deutschen, der die Vertreibung als Strafe für die Verbrechen des Hitler-Regimes akzeptiere – und einem Ewig-Gestrigen, der das Leiden der Nachkriegszeit vor sich her trage, um über die Schuld der Kriegszeit nicht zu reden. So hatten sich die Grabenkämpfe jahrelang festgefahren.
Doch dann weichte diese Frontstellung auf. Verena Dohrn und Martin Pollack schilderten Anfang der neunziger Jahre das untergegangene habsburgische Reich in Galizien; Ralph Giordano fuhr nach Ostpreußen (1996) und beschrieb mit großer Empathie die Trauer der einstigen Bewohner; Christian von Krockow schilderte die Strapazen der Flucht in der »Stunde der Frauen«; Freya Klier griff das bis dahin völlig tabuisierte Thema der Verschleppung von Frauen in die Sowjetunion auf; Ulla Lachauer schilderte ostpreußische Lebensläufe; Roswitha Schieb machte sich auf die Reise in die alte Heimat ihrer Eltern nach Schlesien; ich selbst recherchierte in der »Rache der Opfer« über die Lager für deutsche Zivilisten in Polen, Andreas Kossert entfaltete das Beziehungsgeflecht von Deutschen und Polen in Masuren … Und nach wie vor waren die Bücher von Marion Gräfin Dönhoff, Walter Kempowski, Siegfried Lenz oder Horst Bienek weiter gefragt.
Günter Grass war mit seiner Novelle Im Krebsgang also ganz sicher kein Tabubrecher, denn das Tabu in linken und liberalen Kreisen war längst gebrochen. Aber vielleicht bewirkte Grass den letzten Durchbruch. Wenn dieser Linke, der immer vor neuen deutschen Großmachtsträumen gewarnt und sich der Widervereinigung entgegengestellt hatte, nun plötzlich Empathie für Vertreibungsopfer zeigte und das Ausblenden des Themas als »bodenloses Versäumnis« empfand, dann wollten auch Zaudernde nicht mehr bestreiten, was bis dahin als unvereinbar gegolten hatte: Dass das Bekenntnis zu deutscher Schuld und die Trauer über deutsches Leid sich nicht widersprechen müssen, sondern – historisch wie in den Biografien – zwei Seiten einer Medaille sind.
Und so ist das Thema der tatsächlich auf breiter Front zurückgekehrt: im Fernsehen durch Guido Knopp, im Buchhandel durch den Brand von Jörg Friedrich, im Film durch »Schlesiens wilder Westen« von Ute Badura, in Talk-Shows, Seminaren und Veranstaltungen. Und der Bundestag hat die Errichtung eines »Zentrums gegen Vertreibungen« beschlossen.
Aber warum entsteht dieses Interesse gerade jetzt?

II.

Als wir in den siebziger und achtziger Jahren mit einer wachsenden Zahl von Erinnerungen von Holocaust-Überlebenden konfrontiert wurden, lautete die fast durchgängige Erklärung: Die Opfer hätten einen zeitlichen Abstand zum Geschehen gebraucht, um sich ihren traumatischen Erfahrungen überhaupt stellen zu können. Denn wenn Erschütterungen so überwältigend sind, dass das Individuum unfähig ist, adäquat darauf zu reagieren, (so ist Trauma definiert), schützt es sich durch Verdrängung. Da Verdrängtes aber danach trachtet, irgendwann hochzuspülen, was gewaltsam niedergehalten wird, hätten wir es mit einer »Wiederkehr des Verdrängten« zu tun.
Die psychischen Mechanismen bei traumatisierten Vertriebenen dürften sich nicht von traumatisierten Holocaust-Überlebenden unterscheiden. Insofern wäre zu fragen, ob wir es augenblicklich in Deutschland mit einem entsprechenden Prozess, also einer Wiederkehr verdrängten Horrors während Flucht und Vertreibung zu tun haben. Zwar hat sich die Psychoanalyse bisher fast überhaupt nicht verallgemeinernd mit Vertriebenen beschäftigt. Aber das Psychologische Institut in Hamburg hat in einer Untersuchung von 270 Betroffenen immerhin festgestellt, das 70% der Vertriebenen durch lebensbedrohliche Situationen wie Bombardierungen, Beschuss, Tod und Verlust der nächsten Angehörigen sowie durch Vergewaltigungen traumatisiert worden sind. 30% der Befragten litten noch zum Zeitpunkt der Erhebung Mitte der neunziger Jahre unter traumabezogenen Symptomen – bedrängenden Erinnerungsbildern, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit; und bei 4,8% wurde ein voll ausgeprägtes Posttraumatisches Syndrom festgestellt, das inzwischen als Krankheit anerkannt ist.
Was also die psychischen und physischen Folgeerscheinungen betrifft, lässt sich eine gewisse Parallele feststellen. Andererseits aber äußert sich die Virulenz des Themas nicht primär in (Auto)Biographien der sog. Erlebnisgeneration – obwohl auch hier einige Bücher aufzuzählen wären wie etwa von Ursula Hönsch, Sylvia Wade, Martha Kent, Eva-Maria Stege, Gerold Schneider -, sondern in Ausstellun-gen, Dokumentarfilmen, Reisen, wissenschaftlichen Abhandlungen und lebensge-schichtlichen Nachforschungen von Jüngeren: Kindern und Enkeln der Betroffe-nen, Mitgliedern der zweiten und dritten Generation. Zur Leipziger Buchmesse 2003 erschienen gleich vier Romane von 40-52-Jährigen mit den Geschichten vertriebener Familien (Tanja Dückers, Himmelskörper; Michael Zeller, Die Reise nach Samosch; Stephan Wackwitz, Ein unsichtbares Land; und Reinhard Jirgl, Die Unvollendeten)
Was aber erweckt ihr Interesse?

III.

Der französische Soziologe und Philosoph Maurice Halbwachs gehörte in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhundertes zu den ersten, die von einem »kollektiven Erinnern« und einem »kollektiven Gedächtnis« sprachen. Seine zentrale These besagt – sehr pointiert –, dass sich jede Gemeinschaft die Vergangenheit schafft, die sie für ihr Selbstbildnis braucht. Das heißt: Nicht die Vergangenheit prägt das jeweilige Denken der Gesellschaft über sich selbst, sondern die jeweilige Gesellschaft sucht umgekehrt nach Ereignissen, Bildern und Orten in ihrer Ge-schichte, die ihre aktuelle Wesensart, ihre Eigenschaften, ihre spezifische, sie von anderen unterscheidende Identität unterstreichen. Denn aus dem gemeinsamen Erinnern entsteht Identität. Oder anders formuliert: »Das Bewusstsein sozialer Zugehörigkeit, das wir ‚kollektive Identität’ nennen, beruht auf der Teilhabe an einem gemeinsamen Wissen und einem gemeinsamen Gedächtnis.« (Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis)
Kollektive Identität entsteht also durch Bilder, die eine Gruppe von sich aufbaut und mit denen sie sich identifiziert. Der Bezug zur Geschichte dient dabei nicht einer detailgerechten Rekonstruktion von Fakten – wie es die Intention der Ge-schichtswissenschaft wäre. Vielmehr sucht die kollektive Erinnerung nach einer (ahistorischen) Sinngebung, einer »ewigen« Wahrheit für die Gruppe, die Ge-schichte vereinfacht auf einige für alle verständliche zentrale Codes, Orte, auf Archetypen, Mythen und Riten.
Selbstverständlich eignen sich zu dieser Art von Sinngebung nicht alltägliche, gewöhnliche Ereignisse. Kollektive Identitäten stützen sich vielmehr auf außergewöhnliche, feierliche, häufig tragische Ereignisse. Als Beispiel kann aus der serbischen Geschichte die verlorene Schlacht auf dem Amselfeld (1389) dienen, die für den angeblich »ewigen« Drang der Moslems steht, die Herrschaft über die Serben zu gewinnen. Noch nach über 600 Jahren ließen sich Scham und Wut über die Niederlage für einen Krieg gegen Bosnier und Albaner instrumentalisieren.
Als Beispiel kann ferner aus der jüdischen Geschichte die Festung Massada herangezogen werden, wo die Aufständischen nach drei Jahren Belagerung Selbstmord verübten, um nicht in die Hände der römischen Besatzungsmacht zu fallen. Im modernen Israel wurde dieser Ort zu einem Nationalheiligtum, um die Rekruten der Armee, die hier ihren Fahneneid ablegen, auf die Tugenden eines religiösen und politischen Märtyrertums zu verpflichten.
In Polen schließlich entstand zur Zeit der Teilungen im 19. Jahrhundert die Vorstellung von Polen als dem »Christus unter den Nationen« – eine Vorstellung, die den Polen das Gefühl gab und gibt, ihr Leiden habe Sinn, da sie dazu ausersehen seien, sich stellvertretend auch für andere Nationen zu opfern.
Kollektives Erinnern erschließt sich also die Vergangenheit aufgrund der Bedürfnisse der Gegenwart. Erinnert werden jene Ereignisse, deren »Lehren« zur Sinngebung in Gegenwart und Zukunft Verwendung finden. Und weil sich die Interessen und Bedürfnisse der Gegenwart ändern, ergibt sich auch aus den jeweils aus-gewählten Ereignissen der Vergangenheit kein statisches, ein für allemal gültiges Bild. Vielmehr wird die Vergangenheit ständig reorganisiert, denn auch das Neue nähert sich in Form rekonstruierter Vergangenheit.
Und an dieser Stelle kehren wir zum aktuellen deutschen Kontext zurück.

IV.

Meine These lautet: Die Rückkehr des Themas der Vertreibung zeugt von einem sich wandelnden Selbstbildnis der Deutschen. Nach 1945 und 1968 befinden wir uns zum dritten Mal im Prozess der Schaffung einer neuen kollektiven Identität.
Über die Ablösung der ersten, gleich nach Kriegsende angenommenen kollektiven Identität durch die sog. 68er ist oft geredet und geschrieben worden. Im Kern richtete sich der Protest gegen die stillschweigende Art, mit der sich die Deutschen aus ihrer Verantwortung für das Dritte Reich stehlen wollten. Es empörte die Söhne und Töchter, dass ihre Eltern sich schon 1946 über das angebliche Unrecht der Alliierten den Deutschen gegenüber (sprich über die Entnazifizierung) mehr erregt hatten als über die Verbrechen der Deutschen gegenüber Juden und anderen Völkern. Es empörte sie, dass die Schuldigen schnell amnestiert worden waren, die Verwicklung von Mitläufern erst gar nicht untersucht und Organisationen wie die Wehrmacht in toto rehabilitiert worden waren, da doch Soldaten und Offiziere nur »anständig… ihre Pflicht« (Adenauer) getan hätten. Es empörte sie auch, dass ökonomische Prosperität Vorrang hatte vor einer juristischen Bewältigung der NS-Vergangenheit und in der bald einsetzenden Zeit des Kalten Krieges der Antikommunismus dazu diente, von der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit abzulenken.
Im Laufe der 60er Jahre fokussierte sich die Debatte nun umgekehrt immer mehr auf die Frage der deutschen Schuld. Der Holocaust wurde – wie der Historiker Karl Heinz Bohrer sagte -, »zum archimedischen Punkt der deutschen Geschichte«.
War für Konrad Adenauer das Jahr 1945 entscheidender Bezugspunkt gewesen – und damit deutsches Leiden und die Kritik am neuen kommunistischen Unrechtsregime in Mitteleuropa, so wählte Bundeskanzler Willy Brandt 1933 als Ausgangspunkt seiner Erinnerungspolitik – und damit die nationalsozialistische Aggression und das Leid der Nachbarn. Er war der erste Kanzler, der – mit dem Kniefall vor dem Mahnmal für die Gefallenen im Getto-Aufstand 1943 – öffentlich Reue zeigte.
Die Deutschen waren seit Ende der 60er Jahre gezwungen, sich noch einmal – und gründlicher und umfassender als im Nürnberger Prozess und der Entnazifizie-rungskampagne der späten 40er Jahre – mit Schuld, Mitläufertum und Verantwortung der Nachgeborenen zu beschäftigen. Gleichzeitig aber führte die auf den Nationalsozialismus fokussierte Erinnerungskultur zu einer neuen Einseitigkeit.
Die deutsche Nation, so die damalige Logik, habe sich moralisch selbst vernichtet. Folge der daraus resultierenden Selbstverachtung aber waren eine Lähmung und eine Verantwortungsverweigerung, die – wie im Falle des Krieges in Jugoslawien – genau das begünstigten, was angeblich nie wieder sollte geschehen dürfen: Völkermord aufgrund nationalistischer Ideen. Die 68er wollten die Deutschen nur noch verächtlich – aber selbst im negativen noch einzigartig – als Täter-Volk sehen und mussten folgerichtig alles abspalten, was auch Empathie hätte bewirken können: Seit damals galt es als politisch unkorrekt, über Deutsche als Opfer zu sprechen.
Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus und der Wiedervereinigung Deutschlands, so scheint es, befinden wir uns nun in einer dritten Phase des kollektiven Erinnerns. Zwar lebte anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes im Frühjahr 1995 der alte Streit noch einmal auf: Ist der 8. Mai ausschließlich ein Tag der Befreiung – so die einen; oder ist der 8. Mai auch der »Beginn von Vertrei-bungsterror und neuer Unterdrückung im Osten und den Beginn der Teilung unseres Landes« – so der Aufruf »Gegen das Vergessen« in der »FAZ« vom 07.04.1995. Doch erstens waren mehr Diskutanten als früher bereit, deutsche Schuld und deutsches Leiden nicht mehr als zwei Bezugspunkte zu sehen, die sich ausschließen. Und zweitens hatten sich jene, die von den Fernsehbildern über die Flüchtlingstrecks in Bosnien und im Kosovo tief in ihrem Innern berührt worden waren, weil sie ihre eigene Familiengeschichte plötzlich mit anderen Augen wahrnahmen, trotz der noch andauernden ideologischen Grabenkämpfe längst auf den Weg zu einem neuen Selbstverständnis gemacht.

V.

Voraussetzung für diese Umorientierung war zweifellos der Zusammenbruch des Kommunismus und die damit bewirkte Aufhebung der Blöcke. Die Grenzen wur-den durchlässig, und der Raum, die Geschichte, die Menschen, die durch den Eisernen Vorhang verborgen worden waren, konnten nun ohne propagandistische Verzerrung und zeitliche wie räumliche Einschränkungen wahrgenommen werden konnten. Die Wahrnehmung des Ostens im Westen ist nicht mehr geprägt durch beschränkte Kontakte, offiziöse Geschichtsdarstellungen und obligatorische Reiseführer – und die Wahrnehmung des Westens im Osten nicht mehr durch Bilder voller Sehnsucht nach einem Paradies des Wohlstands und der Freiheit.
Wo vorher Visa, Angst, Zensur und ein starres Freund/Feind-Denken Besuche und Begegnungen bestimmten, gibt es seitdem die Chance für neue Wahrneh-mungen und korrigierte Fremd- und Selbstbilder: Archive öffneten ihre Türen, unterdrückte Wahrheiten drängten und drängen ans Licht, private Begegnungen ermöglichen einen authentischen Meinungsaustausch, politische und wissenschaftliche Diskussionen überschreiten die nationalen Grenzen.
So musste sich, als die Mauer fiel, mit der Wiederentdeckung der verlorenen deut-schen Ostgebiete die Frage unseres Umgangs mit ihnen neu stellen.
Mein eigenes Interesse für Vertreibung begann Anfang der 90er Jahre. Ich lebte damals als Korrespondentin in Warschau, nur widerwillig begleitete ich eine Freundin auf einer Reise in das ehemalige Ostpreußen, wo sie in der Kleinstadt Mehlsack (heute Pieniezno) 1937 geboren war. Was sucht sie dort, dachte ich abschätzig, sie wird weder ihre alte Heimat finden, noch sich mit den jetzigen Bewohnern verständigen können! Als wir dann aber schließlich zu dem Platz kamen, wo einst ihr Elternhaus stand, jetzt aber nur frische Furchen die Erde durchzogen, als sie suchend auf dem Ackerland herumlief, um wenigstens noch einzelne Brocken von Ziegelsteinen ihres wahrscheinlich für den Aufbau von Warschau abgerissenen Elternhauses zu sichern, da stieg tiefe Betroffenheit in mir hoch. Ja, warum sollte sie sich dem Verlust nicht noch einmal stellen, warum nicht noch einmal die unendliche Trauer über ihn spüren dürfen? Warum den Schmerz nicht noch einmal zulassen über die Kränkung, abgelehnt, vertrieben, bestraft worden zu sein, ohne sich schuldig gemacht zu haben? Warum sollte sie nicht in Ruhe von der alten Heimat Abschied nehmen dürfen, da ihre neue Heimat doch Bremen war?
Ich war auch verwirrt: War es diese Trauer, vor der ich mich instinktiv jahrlang geschützt hatte, indem ich Vertriebene pauschal zu Ressentiment geladenen Ewig-Gestrigen erklärt hatte? Indem ich gar nicht wahrhaben wollte, dass auch Vertriebene existieren, die nicht aufrechnen und nicht anklagen wollen, die – wie meine Freundin – sogar ein gewisses Verständnis für die neuen Bewohner ihrer alten Heimat aufbringen, weil auch sie vertrieben oder umgesiedelt sind?
Damals stieg Scham in mir hoch. Ich spürte, dass das kollektive Selbstbild nach 68 nicht nur die begrüßenswerte Bereitschaft enthielt, sich mit den Verbrechen, die in deutschem Namen begangen wurden, auseinanderzusetzen und Verantwortung für das Erbe der Nazi-Diktatur zu übernehmen. Damals wurde mir auch bewusst, dass mit der – häufig abstrakten – Übernahme der Verantwortung eine unmenschliche Härte einherging. Wir untersagten die Trauer, das Eingeständnis des eigenen Schmerzes, die Erinnerung an die Herkunft der Eltern und an die verlorenen deutschen Gebiete. Wir schnitten gewaltsam einen Teil der kollektiven deutschen und der Familiengeschichte ab und deklarierten diese Abspaltung ideolo-gisch auch noch als Bedingung deutscher Glaubwürdigkeit und als Vorbedingung für die Versöhnung mit den Nachbarn. Damit aber beförderten wir unbewusst das, was wir verhindern wollten: die Entstehung oder Verfestigung von Ressentiments. Denn indem wir den Menschen den öffentlichen Raum nahmen, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen und indem wir ihnen kein Gehör schenkten, haben wir ihre Bitterkeit vertieft.
Heute sage ich: Wer keinen Zugang findet zu seinem eigenen Schmerz und zu seiner eigenen Trauer, empfindet auch keine Empathie für den Schmerz und die Trauer des anderen. Deshalb wehre ich mich dagegen, dem Wunsch nach Rückbesinnung auf die traumatischen Erlebnisse bei Flucht, Vertreibung, Bombennächten von vornherein eine anti-polnische, anti-tschechische, anti-englische etc. Intention zu unterstellen. Sich versöhnen mit dem Nachbarn kann nur der, der sich mit jenem Teil in sich versöhnt hat, der damals hilflos, ohnmächtig, schwach war, der missbraucht, vergewaltigt, gedemütigt wurde. Je mehr wir also durch öffentliche Missbilligung oder individuelle Gleichgültigkeit diese Trauerarbeit erschweren, desto eher wird ein Vertriebener seine Kränkung als Vorbehalt oder Aggression auf die Polen oder Tschechen lenken, desto erbitterter wird er auf seine angebli-chen oder tatsächlichen Rechte pochen.
Wer aber mit sich versöhnt ist, braucht nicht aufzurechnen. So wie schon Mitte der neunziger Jahre die damaligen Innenminister aus Polen und Deutschland, Andrzej Milczanowski und Manfred Kanther, als sie sich zu einem sehr persönli-chen Gespräch im Polnischen Kulturinstitut in Berlin trafen. Andrzej Milczanowski hat seine Heimat in Wolhynien verloren, dem ehemaligen Ostpolen; Manfred Kanther in Schlesien, dem ehemaligen deutschen Ostgebiet. Milczanowski, dessen Vater 1939 vom NKWD ins Innere der Sowjetunion verschleppt und dort erschos-sen wurde, musste 1945 mit der Mutter aus dem inzwischen sowjetischen Lem-berg ins ehemals deutsche Gleiwitz umsiedeln. Manfred Kanthers Familie floh erst vor der Front in die Sowjetisch Besetzte Zone und setzte sich 1957 noch einmal aus dem kommunistischen Thüringen nach Westdeutschland ab. Und weil Kanther seine Geschichte nicht erzählte, um deutsche Schuld gegenüber Polen zu relativieren, konnte Milczanowski auch polnische Schuld gegenüber Deutschen einräumen, ohne damit Verrat an sechs Millionen ermordeten Polen zu begehen. Das war damals eine tröstliche Erfahrung: Wenn wir die Schattenseiten der Ge-schichte integrieren, stellen wir ihren Gesamtverlauf nicht auf den Kopf. Aber wir geben ihr eine zweite Ebene, die die Annäherung auf menschlicher Seite sogar erleichtern kann.
Aber noch etwas wurde mir damals Anfang der 90er Jahre auf dem ostpreußischen bewusst. Ich spürte plötzlich das Gefühl einer Schuld gegenüber meinem Vater. Aufgewachsen auf einem niedersächsischen Dorf als Tochter eines vertriebenen Vaters und einer einheimischen Mutter hatte ich mich immer mit der Mutter identifiziert und von ihr die abschätzige Haltung des Dorfes meinem Vater gegenüber übernommen: er war eben der Fremde, der Wurzellose, der Außensei-ter, der Hochdeutsch mit starkem schlesischen Akzent sprach, während die Dorfbewohner sich auf Plattdeutsch untereinander verständigten. Es war, als wäre mein Vater ein Mann ohne Vergangenheit: niemand in der Familie interessierte sich für seine längst verstorbenen Eltern, für seine Heimatstadt Breslau, für seine Schwester in der DDR. Die zwei Fotos, die er als einzige Andenken an sein Zuhause besaß, trug er immer im Portemonnaie bei sich, als müsste er sie vor unseren skeptischen Blicken verstecken. Man schätzte ihn im Dorf als guten Mechaniker und brachte Fahrräder, Radios, Uhren und Rasenmäher in seine Werkstatt. Aber ansonsten hielt man ihn für skurril, denn wenn die übrigen Männer Skat spielten und Bier mit Schnaps tranken, bis sie torkelten, verließ er den Raum. Er musste nicht so sein wie sie.
Doch ob und wie er unter der Verwurzelung litt, ob und wie er, der Stadtmensch, sich unter den Bauern eingerichtet hatte, ob und wie er die Einsamkeit ertrug – all das habe ich ihn nicht befragt, als ich ihn noch befragen konnte.

VI.

14 Millionen Deutsche wurden bei Kriegsende aus ihrer Heimat vertrieben – etwa 2 Millionen kamen um, 8 Millionen ließen sich nach dramatischen und monatelangen Irrfahrten in den westlichen Besatzungszonen nieder, und 4 Millionen sie-delten in der späteren DDR.1950 stellten die Vertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland 16,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, 1961 war ihr Anteil aufgrund der Fluchtbewegung aus der DDR sogar auf 21,5 Prozent gestiegen. Jeder fünfte Bundesbürger war damit ein Flüchtling oder Vertriebener, in den Hauptaufnahmeländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern anfänglich jeder dritte – und im östlichen Mecklenburg-Vorpommern sogar jeder zweite: eine ungeheure Herausforderung für die Bundesrepublik und die DDR – und zu recht ist Deutschland auf die rasche soziale und wirtschaftliche Eingliederung der Landsleute aus dem Osten und Südosten Europas stolz.
Die befürchtete Radikalisierung der Flüchtlinge und Vertriebenen in den 50er und 60er Jahren blieb aus, der Block der Heimatvertriebenen scheiterte bei den bun-desrepublikanischen Wahlen 1957 an der Fünf-Prozent-Klausel und eine Untersu-chung Anfang der 50er Jahre stellte fest, dass Flüchtlings- und Nachkriegskinder gut funktionierten, sehr angepasst waren und hohe Leistungen erbrachten. So stellten heimatvertriebene Schüler im Mai 1954 auf den öffentlichen und privaten höheren Schulen der Bundesrepublik 20,8 %, obwohl der Anteil der Gesamtbe-völkerung bei 16,4 % lag. Wenn überhaupt, dann fielen Vertriebenenkinder positiv auf. So hielt der Soziologe Helmut Schelsky in seinem Buch Die skeptische Generation als Kennzeichen ihrer Verhaltensstruktur fest: »Diese ist in ihrer ho-hen sozialen Mobilität, ihrem Anpassungs- und Durchsetzungswillen, ihrem sozialen und beruflichen Aufstiegsstreben und Leistungswillen von der einheimischen Jugend … höchstens durch die Schroffheit und das Tempo unterschieden, mit der sie in diese Verhaltensnotwendigkeiten hineingezwungen wurden.«
1969 schaffte Bonn das Bundesministerium für Flüchtlinge, Vertriebene und Kriegsgeschädigte im Zuge der neuen Ostpolitik ab. Die Flüchtlingsfrage schien gelöst. Gleichzeitig forderte der Vertriebene, der er degradiert und besitzlos in der neuen Heimat ankam, von sich und seiner Familie eine überdurchschnittliche Leistung und Anpassung. Er wollte beweisen, dass »die aus dem Osten« den Sachsen oder Bayern oder Münsterländern nicht unterlegen waren. Er wollte nach vorn schauen und sich nicht quälen mit Schuldgefühlen, weil er die Heimat aufgegeben und die Gräber der Eltern zurückgelassen hatte und auch nicht mit Schamgefühlen, weil er in der neuen Heimat so abhängig und hilfsbedürftig war. Indem er Schmerz, Trau-er und Kränkung aber ins Unbewusste drängte, übertrug er den Konflikt auf seine Kinder (und u.U. Kindeskinder) und belastete sie mit seiner Hypothek. Es stimmt eben nicht, dass sich die aus der Vertreibung resultierenden Konflikte mit dem Aussterben der sog. Erlebnisgeneration von selbst erledigen.
»Die der zweiten Generation innerfamiliär zugedachte Devise lautete in etwa: Um nichts in der Welt auffallen oder den Anschein erwecken, man gönne sich etwas«, behauptet der Psychoanalytiker Günter Jerouschek aus Jena. Menschen dieser zweiten Generation, die inzwischen schon im fortgeschrittenen Alter von 50, 60 sind, werden sich plötzlich bewusst, wie weit sie mit einer überzogenen Leistungsorientierung, mit protestantischer Arbeitsethik und Karrieredrang ein brüchiges Selbstwertgefühl zu überdecken suchen. Wie sie sich in die Arbeit flüchten, obwohl ihnen selbst berufliche Erfolge keine Befriedigung verschaffen. Wie sie sich in ihren Beziehungen, in ihrem Alltag, in ihrem Beruf immer nur unter Vorbehalt einlassen – nach dem Motto: »Es geht so lange gut, wie es gut geht; wenn es nichts wird, kann ich immer wieder gehen.« – weil sie sich nirgends auf Dauer heimisch fühlen, weil sie in der Tiefe ihres Herzens immer fluchtbereit geblieben sind.
Das Elternhaus hat ihnen offensichtlich eine doppelte Botschaft übermittelt: Zeig durch gute Leistungen und durch Freundlichkeit, dass wir es in der neuen Umgebung mit den Einheimischen aufnehmen und uns integrieren! lautete die eine. Verrate deine Eltern nicht und lerne kein Schwäbisch, Sächsisch etc! lautete die andere. So pendelten diese Kinder zwischen zwei Welten, zwei Heimaten, zwei sich ausschließenden Anforderungen, denen sie nicht genügen konnten und zwischen denen sie sich zerrieben fühlten.
Zu welchen Abspaltungen und Ersatzhandlungen es kommt, wenn Kinder sich in diesem Konflikt sich auf die Seite der Außenwelt schlagen, hat die 40-jährige Roswitha S. bei ihren Geschwistern erlebt. Der ältere Bruder ist ein sehr pflicht-bewusster, leistungsorientierter Beamter in Hessen geworden, der nichts von Schlesien wissen will und niemals dort gewesen ist. Er gründet seine Identität allein auf die Kindheit und Jugend in Westdeutschland, konkret auf Nordrhein-Westfalen, wo er nach dem Krieg zur Welt kam. Dass auch an den Wänden des Hauses in Nordrhein-Westfalen Kalender mit schlesischen Landschaften hängen, dass nach schlesischen Rezepten gekocht und über schlesische Bräuche erzählt wird, muss er mit Ironie und Spott abwerten – es ist einfacher, die Eltern als sentimental und rückwärtsgewandt zu erleben, als sich ihrer Trauer zu stellen.
Auch Roswithas ältere Schwester wehrt massiv jene Familientradition ab, die die Ohnmacht, Verletzungen, Demütigungen, eben die Schwäche der Eltern zeigen. Die Mutter, die erst 1946 aus Niederschlesien ausreiste, hat den Kindern nie von den Greueltaten nach dem Krieg erzählt; und der Vater, der erst 1949 zurückkehrte, hat nie über das Massensterben in der Kriegsgefangenschaft berichtet.
Roswithas Schwester jedenfalls rettete sich vor der nicht gelebten Trauer der Eltern nach dem kollektiven Muster der 68er Generation: War der Vater nicht schon allein dadurch schuldig, dass er als Soldat in der Wehrmacht gekämpft hatte? Dass er nicht desertiert, nicht emigriert war? Statt Empathie mit den Eltern zu entwickeln, stieß sie sich durch Anklagen von ihnen ab. Nach dem Abitur wollte sie in ein Kibbuz und sich bei Aktion Sühnezeichen engagieren. Heute beschäftigt sie sich als freie Autorin mit jüdischen Biografien. Zwar identifiziert sie sich mit Opfern – aber mit Opfern, die in ihren Eltern potentielle Täter sehen.
Roswithas Verhältnis zu den beiden Geschwistern ist sehr gespannt, denn sie tut das, was beide als Bedrohung empfinden und deswegen verächtlich machen: Sie stellt sich dem Vertriebenenschicksal der Eltern und fuhr Mitte der neunziger Jahre in deren schlesischen Heimatdörfer. Denn sie weiß inzwischen, dass sich Teile der Familienbiografie, wenn sie verdrängt werden, dennoch melden – nur unkontrolliert und beunruhigend. Immer wieder ist in der Öffentlichkeit die Befürchtung laut geworden, ob sich die Deutschen mit der Wiederkehr des Themas der Vertreibung nicht zu einem Volk der Opfer stilisieren und damit die Geschichte auf den Kopf stellen wollen. Wer so fragt, ist meiner Meinung nach aber noch genau jenem kollektiven Gedächtnis verhaftet, dass nur alternativ denken kann: Entweder Opfer oder Täter. Entweder unschuldig oder schuldig. Als müssten jene, die sich jetzt als Angehörige der zweiten oder dritten Generation erstmals bewusst mit dem Thema beschäftigen, zwangsläufig die Position der Unverbesserlichen unter den Vertriebenen einnehmen.
Die Artikel, Interviews und Romane deuten hingegen in eine andere Richtung. Angehörige der 2. und 3. Generation glauben vielmehr in der Regel nur dann eine moralische Legitimation zur Beschäftigung mit dem Thema Vertreibung zu besitzen, wenn sie sich eindeutig zur Verantwortung für die Geschichte der Nazi-Diktatur bekannt haben. Beispielhaft kann ich über den Journalisten Thomas M. berichten, der seit einigen Jahren versucht, Licht in das Dunkel einer Familienge-schichte zu bringen, in der sich Schuld und Leiden wie bei vielen deutschen Fami-lien vermischen.
Sein Großvater wurde Anfang 1944 als Generalmajor zur Partisanenbekämpfung in Italien eingesetzt, und dort unter ungeklärten Umständen ermordet. Seine Mutter floh einige Monate später im Alter von 14 Jahren aus Pommern nach Westdeutschland und heiratete später einen Arzt in Mittelfranken. Über Krieg und Nachkriegszeit wurde in seinem Elternhaus aber nie gesprochen. Heute glaubt Thomas M. zu wissen, dass dafür nicht nur die traumatischen Erlebnisse seiner Mutter während der Flucht verantwortlich sind, sondern auch das unbewältigte Verhältnis zu ihrem geliebten und geachteten Vater, der – wie sich herausstellte – stark in die Untaten des NS-Regimes verwickelt war. Was die Mutter emotional nicht schaffte, versucht jetzt der Sohn: sich den Schuldanteilen in der Familie zu stellen, ohne die belastenden Erfahrungen durch die Flucht zu verdrängen. Und über den Sohn wurde auch für die Mutter wieder ein Tor zur Vergangenheit aufgestoßen. Beide sind zusammen in ihre alte Heimat nach Hinterpommern gefahren.

VII.

So wie Thomas M. und Roswitha S. sind in den letzten zehn Jahren viele aus der zweiten Generation mit oder ohne Eltern in die alten Heimaten gefahren: nach Ostpreußen, Schlesien, ins Sudetenland, ins Baltikum, nach Bessarabien, Wolhynien, Rumänien, Ungarn, Russland, nach Serbien oder in die Slowakei. Auch das ist ein Teil der Veränderung des kollektiven Erinnerns: Neben den Familiengeschichten kehren die Orte des verlorenen Ostens in das Gedächtnis zurück. Der Blick richtet sich nicht mehr nur nach Westen und Süden, sondern auch – wieder – nach Osten und Südosten. Nach den Gebieten, die die Erlebnisgeneration der Vertriebenen oft noch als Heimat empfindet – nicht als Objekt einer neuen Begierde, sondern als Raum der Erinnerung.
Und plötzlich stellt sich heraus, dass bei der Aufarbeitung der Geschichte die Interessen der Kinder und Enkel von Vertriebenen auf frappierende Weise mit den Interessen gleichaltriger Polen, Tschechen, Esten, Ungarn übereinstimmen: Denn die einen wie die anderen forschen nach den Tiefenschichten von Orten und Landschaften und Geschichten, die ihnen aus unterschiedlichen Gründen vorenthalten worden sind. Ihnen geht es nicht mehr darum, ob Masuren mehr deutsch oder mehr polnisch war, ob Breslau als Breslau oder Wrocław zu bezeichnen ist und ob die Beutekunst eine legitime Entschädigung für erlittene Zerstörungen ist. Diese Nachkriegskinder suchen vielmehr nach untergegangenen Vergangenheiten, in denen sowohl Breslau wie Wrocław ihren Platz finden, in denen die Geschichte ihren ganzen Reichtum und ihre ganze Vielfalt offenbaren darf und alle Kulturgüter für alle zugänglich sind. Was Ängste und Ideologien ihnen vorenthalten haben, soll wieder ins kollektive Gedächtnis integriert werden. (Polen weiter fortgeschrit-ten in dem Prozess als Deutsche: z.B. Borussia, Stefan Chwin, Pawel Huelle)

Wenn wir uns also bewusst machen,

  • dass die Rückkehr des Themas Vertreibung in Deutschland nicht primär getragen wird von der Erlebnisgeneration, sondern von ihren Kindern und Enkeln, und
  • dass die Debatte ferner nicht bestimmt wird von jenen, die deutsches Lei-den in den Vordergrund stellen, um von deutschen Verbrechen abzulenken, sondern von jenen, die von dem deutschen Leid nichts wussten, weil sie die Verbrechen der Deutschen in den Vordergrund stellten,

dann – denke ich – ist die Veränderung, die sich im kollektiven Gedächtnis der Deutschen vollzieht, für die Nachbarn nicht nur nicht bedrohlich. Sie ist sogar hilfreich, weil sie neue Begegnungen zwischen den Nachbarn eröffnet, die endlich beides berücksichtigen: Unrecht, das wir anderen zugefügt haben und Unrecht, das uns zugefügt wurde. Deshalb kann, so paradox es klingen mag, sich auch mit den Nachbarn nur wieder versöhnen, wer den eigenen Schmerz und die eigene Trauer zulässt.