das Jahr neigt sich dem Ende zu und kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wollen wir uns mit einem kleinen Jahresrückblick an Sie wenden. Die Welt ist 2023 leider nicht friedlicher geworden, das Gegenteil ist der Fall. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine dauert an. Und der nach den abscheulichen Greueltaten der Hamas im Oktober ausgebrochene Krieg im Gaza-Streifen sowie der damit einhergehende weltweit auflodernde Antisemitismus beschäftigt und beunruhigt auch uns und unserer Publikum in Deutschland und in den Ländern des östlichen Europa.
Jüdisches Leben in Geschichte und Gegenwart sind beim Deutschen Kulturforum östliches Europa seit jeher fester Bestandteil unserer Arbeit. Allein 2023 haben wir mehr als 30 Veranstaltungen und Ausstellungen angeboten, die sich zentral oder im jeweiligen Zusammenhang mit der Thematik auseinandersetzen. In unseren Büchern, Magazinen und Online-Medien wie Blogs, Podcasts und Filmen beschäftigten wir uns ebenfalls intensiv mit dem jüdischen Erbe in den Ländern und Regionen Ostmittel-, Nordost- und Südosteuropas.
Unser Jahresthema lautete 2023 Die Donau. 3000 Kilometer Europa. In zahlreichen Lesungen, Vorträgen, Filmvorführungen und Ausstellungen widmeten wir uns dem Fluss, der wie kein anderes Gewässer Europas so viele Länder, Sprachen, Konfessionen und Kulturen verbindet.
Da lag es nahe, dass unsere Lesereihe Unerhörte Familiengeschichten aus dem östlichen Europa Verbindungen zum Jahresthema bot. Drei Termine standen in diesem Jahr auf dem Programm – und aufgrund der nach wie vor großen Resonanz und noch vieler »ungehobener« literarischer Schätze wird die Reihe auch 2024 mit zwei Terminen im Januar und Februar 2024 weitergeführt!
Das Zernack-Colloquium, an dem wir uns seit einigen Jahren mit ausgewählten Veranstaltungen beteiligen, warf 2023 eine Erweiterte Perspektive auf das Thema Museen, Sammlungen und der Kunstmarkt. Wir steuerten drei Vorträge bei, die sich mit der Geschichte von Sammlungen und Museen sowie deren Wechselwirkungen in einem breit gefassten Kontext auseinandersetzten.
Großer Beliebtheit erfreuen sich unsere Schreib- und Erzählwerkstätten Sagen und Märchen meiner Region. Nach einem musikalischen Erzählnachmittag im September in Stuttgart fanden im Oktober drei Erzählwerkstätten in Großkarol/Carei/Nagykároly und Sathmar/Satu Mare/Szatmár in Nordsiebenbürgen (Rumänien) statt. Die Veranstaltungen waren ebenfalls Teil unseres Donau-Jahresthemas, auch diese Reihe wird 2024 fortgesetzt.
Weitere Reihen, die wir 2023 ausrichteten, waren in Kooperation mit der Europäischen Akademie Mecklenburg-Vorpommern die Vortragsreihe Die Baltischen Staaten. Unser unbekannter Nachbar im Osten? mit jeweils drei Veranstaltungen im Frühjahr und im Herbst. Sowie die Lesereihe Deutsch-tschechische Familiengeschichten, die wir mit dem Tschechischen Zentrum Berlin anlässlich des Gastlandauftritts Tschechiens auf der Leipziger Buchmesse 2019 ins Leben riefen und an die wir nun mit Lesungen wieder anknüpfen.
Als Mitveranstalter der fünften Literaturtage an der Neiße 2023 im April mit zahlreichen namhaften Autorinnen und Autoren in Görlitz und Zgorlezec zeichneten wir inhaltlich für das Programm verantwortlich. Die Lesungen, Filmvorführungen und Schulveranstaltungen drehten sich unter dem Motto »In the Middle and Nowhere« um das Wechsel- und Spannungsverhältnis zwischen Zentrum und Peripherie.
Insbesondere an ein junges Publikum wenden wir uns mit unserer Marke #EASTPLORERS. Mit vielfältigen Veranstaltungen konnten wir auch 2023 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu aktiver Teilnahme und Teilhabe motivieren.
Neben den Veranstaltungen im Rahmen unseres Jahresthemas und unserer Reihen fanden zahlreiche weitere Lesungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Ausstellungseröffnungen und vieles mehr statt – hier finden Sie noch einmal eine Übersicht aller Termine 2023.
Mit dem Georg Dehio-Kulturpreis 2023 wurden das Zentrum Gedankendach an der Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz/Tscherniwzi (Hauptpreis) und das Autorenteam des Films »DFC: Die Legende kehrt zurück« (Förderpreis) ausgezeichnet. Die feierliche Preisverleihung fand am 5. Oktober im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung (Deutschlandhaus) in Berlin statt – hier finden Sie einen Kurzbericht und Impressionen von der Preisverleihung und hier weitere Informationen über die Preisträger. Der vom Deutschen Kulturforum vergebene und von der Beauftragten für Kultur und Medien dotierte Georg Dehio-Preis wird im jährlichen Wechsel als Kultur- und als Buchpreis vergeben.
Unser Stadtschreiber-Stipendium ging in diesem Jahr nach Temeswar/Timișoara (Rumänien), eine der drei diesjährigen Kulturhauptstädte Europas. Von Mai bis September 2023 arbeitete der Autor und Dramatiker Thomas Perle in der Hauptstadt des Banats und berichtete darüber u.a. in dem Blog www.stadtschreiber-temeswar.de. Zeugnis seines Aufenthalts legt der Film Temeswar – Timisoara – Banat – Rumänien. Eine Filmreportage mit Thomas Perle, der in inzwischen bewährter Tradition in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern des Filmgymnasiums Babelsberg entstand und dort auch Anfang Dezember seine Premiere feierte.
Vor Ort schrieb Thomas Perle das Theaterstück SIDY THAL über einen antisemitischen Anschlag im November 1938 im Saal des Temeswarer Theaters, bei dem vier Menschen starben und siebzig verletzt wurden. Eine szenische Lesung daraus, SIDY Thal – a schtikl, wurde im September unter großer Beachtung in der Temeswarer Synagoge aufgeführt, das Stück selbst wird derzeit im Deutschen Staatstheater Temeswar aufgeführt.
Auch 2023 waren viele unserer (oft mehrsprachigen) Ausstellungen – seien es die Tafeln über den Berggeist Rübezahl, die Fotos von Götz Lemberg: ODER-CUTS – Porträt einer Grenz.Fluss.Landschaft oder Bilder und Texte, die auf einer Zeichenexkursion mit Studenten nach Reichenberg/Liberec entstanden – in Deutschland und auch im östlichen Ausland zu sehen. Hier geht es zu einer Übersicht unserer Wanderaustellungen, die nach und nach vollständigt wird, und hier finden Sie die aktuellen Termine aller Ausstellungen.
In Zusammenarbeit mit dem Böhlau Verlag erschien im September das Buch Dorpat/Tartu. Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt von Anti Selart und Mati Laur, das durch die spannende und wechselhafte Geschichte der in Estland gelegenen Europäischen Kulturhauptstadt 2024 führt.
Ebenfalls in Kooperation, in diesem Fall mit dem Pommerschen Landesmuseum in Greifswald, gaben wir im Mai Experiment in Catastrophe heraus, ein Buch von Natalia Szostak und Weronika Fibich über die künstlerische Auseinandersetzung mit einem der dunkelsten Kapiteln pommerscher Geschichte: Im Februar 1940 wurden 1120 Juden aus dem Regierungsbezirk Stettin verhaftet und in das vom Dritten Reich besetzte Generalgouvernement deportiert.
Eine Übersicht über alle Neuerscheinungen, ob gedruckt oder digital, finden Sie in der Rubrik Verlag & Medien oder in unserem Gesamtverzeichnis zum Durchblättern am Bildschirm oder auf dem Display.
Sehr aktiv war auch unsere Podcast-Redaktion: Auf unserem Kanal »Von Asch bis Zips. Der Osten für die Ohren« können Sie spannende Produktionen zu den Themen: Der Osten im Westen. Literarische Schätze aus den Rundfunkarchiven (Teil I über den Osten und Teil II über den Westen Deutschlands) sowie über Bauten, Bauern und Barone in den baltischen Ländern hören. Und vor wenigen Tagen erschien in Kooperation mit »Steppenkinder. Der Aussiedler Podcast« ein Beitrag zu Kasachstan – und dann?. Er wurde im November auf dem 33. FilmFestival Cottbus aufgezeichnet, an dem wir ebenfalls beteilgt waren.
Fast alle diese Sendungen finden Sie auf Spotify, aber auch vielen weiteren gängigen Portalen (siehe unten).
Die sechs im Jahr 2023 erschienenen Ausgaben unseres Magazins KK – Kulturkorrespondenz östliches Europa boten wie gewohnt eine breit gefächerte Palette an Themen, so z.B. Erfindungen: Von Geistesblitzen und kühnen Ideen (Ausgabe 1433), Neumark – Historisches Land östlich der Oder (Ausgabe 1435) oder Rituale (Ausgabe 1438), um nur drei zu nennen. Hier finden Sie eine Übersicht der gedruckten Hefte (wird fortlaufend ergänzt), hier können Sie die KK abonnieren und zudem erscheinen viele ausgewählte Artikel online hier auf der Website.
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Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Bleiben Sie gesund und uns gewogen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in einem hoffentlich friedlich(er)en Jahr 2024!
Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Deutschen Kulturforums östliches Europa