Ariane Afsari
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Seit Mai 2008 wird ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch konzipiert, das regulär im Unterricht eingesetzt werden kann und mit den Lehrplänen der beiden Staaten so weit als möglich übereinstimmt. Auf deutscher Seite hat das Georg-Eckert-Institut für intern

Der Vortrag wurde im Juni 2010 im Rahmen des dreitägiges Seminars »Tannenberg – Grunwald – Žalgiris | 1410 – 2010. Schlachtfeld der Nationalmythen« im polnischen Allenstein/Olsztyn gehalten.

Die Auswertung der Darstellung der Schlacht in bisherigen Schulbüchern in Polen zeitigte folgende Ergebnisse: Im Schnitt nehmen innerhalb eines Geschichtsbuchs von etwa 200 Seiten die Darstellung der Schlacht 8-11 Seiten ein. Dabei stehen häufig Bilder oder Quellen kommentarlos und ohne Arbeitsauftrag. Die Inhalte der Geschichtsbücher werden als historische Wahrheit angesehen und auch so vermittelt.

In deutschen Curricula kommt die Darstellung der Schlacht als solche nicht vor, in wenigen wird sie im Rahmen der deutschen Ostkolonialisierung und dem Deutschen Orden vorgestellt. Dabei ist die deutsche Didaktik um Multiperspektivität und Kontroversität bemüht (Zusammenschau mehrerer Quellen, aus denen nicht nur die Ziele des Ordens, sondern auch die Umstände ihrer Umsetzung aus Sicht der Betroffenen hervorgehen). Hinter der Darstellung in deutschen Geschichtsbüchern steckt außerdem die Überzeugung von Geschichte als einer Konstruktion, deren Auslegung von vielen verschiedenen Faktoren abhängig war und ist.

Fazit: Laut Adam Krzemiński wissen die polnischen Schülerinnen und Schüler mehr als die deutschen, können aber nichts dazu sagen, während die deutschen Schülerinnen und Schüler kaum etwas wissen, aber umso besser darüber sprechen können.

Natürlich war es nicht möglich, sich in der anschließenden Diskussion in der Gruppe auf eine mögliche Darstellung der Schlacht in einem gemeinsamen polnisch-deutschen Schulbuch zu einigen, aber folgende Problematisierungen wurden erörtert:

  • Chronologie: Im Gegensatz zu einer chronologischen Darstellung der mittelalterlichen Schlacht wurde der Ansatz vertreten, besser die fortdauernden Implikationen der Schlacht hinsichtlich der Nationalmythen in Matejkos Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zu analysieren und damit zu beginnen, statt ihn wie sonst anachronistisch lediglich als Illustration der Schlacht zu benutzen.
  • Rolle des Ordens: Träger der Expansion oder Träger der Zivilisation? Geschichte und Verfolgung des Ordens im Dritten Reich, Konfiszierung seines Vermögens (in diesem Zusammenhang stand auch die Entgegennahme eines Laienbrudermantels durch Konrad Adenauer im Jahr 1958, wodurch er die Haltung des Ordens gegen die Nationalsozialisten würdigen wollte)
Zum Abschluss wurde der aktuelle Stand der Diskussion festgehalten mit einigen konkreten Anknüpfungspunkten, an denen die Arbeit fortgesetzt werden kann:
  1. K-Problem (im Polnischen werden die Krzyżacy als einziger Orden groß geschrieben, diese Hervorhebung soll rückgängig gemacht werden)
  2. Transformation des Grundwaldmythos in eine europäische Dimension
  3. Populärwissenschaftliche Publikation der Konferenzergebnisse
  4. Aufgreifen der Ergebnisse des CBH PAN in Berlin zum Thema Erinnerungsorte
  5. Nutzung von Synergien, Kooperation: a) Internetbericht, b) Artikel der Olsztyner Konferenz, c) größere Publikation, d) Tourismus
  6. Erörterung der Didaktik der Schlacht im Rahmen von Polnisch-Sprachkursen an der Universität Toruń
  7. Geschichte und Archäologie zur Entmythologisierung der Schlacht einsetzen

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