Der Versuch des Landvermessers K. ins Schloss zu gelangen, schlägt ebenso fehl wie sein Versuch, sich in der zum Schloss gehörenden Dorfgemeinde anzusiedeln. Je mehr K. sich bemüht, desto weiter entfernt er sich vom Ziel. Die Bürokratie des Schlosses verhindert in ihrer Undurchdringlichkeit und Willkür jede Klärung seiner gesellschaftlichen wie existentiellen Situation. K. bleibt schlussendlich, was er am Tag seiner Ankunft war: ein – im günstigsten Fall – geduldeter Fremder.
Am 100. Todestag des Prager deutschsprachigen Weltautors zeigt die Stadtbibliothek Prag in Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa und dem Goethe-Institut Prag die Verfilmung von Franz Kafkas Prosafragment Das Schloß von Michael Haneke mit tschechischen Untertiteln. Stars wie Ulrich Mühe und Susanne Lothar verleihen der Adaption die sowohl zum Werk des Regisseurs als auch des 1883 im damaligen Österreich-Ungarn geborenen Ausnahmeautors passenden Kühle, Rätselhaftigkeit und Verlorenheit.
Der mehrfach ausgezeichnete Film wurde von der Kritik für seine Erfassung des Kerns kafkaesker Situationen gelobt, die »glasklar und mysteriös zugleich« seien; ihm wurde ein zu Kafkas Werk passender »kühl authentisch-realistischer Touch und eine klaustrophobische Enge« attestiert (Filmstarts). Der Filmdienst urteilte: »Intensive Verfilmung des Romans von Franz Kafka, die den Schwerpunkt auf die zunehmende Resignation und Vereinsamung der – von Ulrich Mühe eindringlich gespielten – Hauptfigur legt. Die angestrebte Werktreue erfährt durch eine Erzählerstimme Unterstützung, die Stellen aus Kafkas Text vorliest und zum Filmgeschehen in ein Spannungsverhältnis setzt.« Auf kino.de wird eine »kongeniale Verwandtschaft« zwischen Haneke und Kafka festgestellt: »Mit eisigen, nachtschweren Bildern verwandelt Haneke Kafkas letzten Roman in eine kalte Utopie der Vergeblichkeit, deren unerbittliche Mechanik nur durch die sonore Erzählstimme Udo Samels gemildert« werde.
Österreich 1997, 123 Minuten, mit tschechischen Untertiteln
Buch und Regie
Michael Haneke, nach dem gleichnamigen Romanfragment von Franz Kafka
Kamera
Jiří Štíbr
Schnitt
Andreas Prochaska
Original-Ton
Marc Parisotto
Produzent
Veit Heiduschka
Kostümbild
Lisy Christl
Szenenbild
Christoph Kanter
Besetzung
Ulrich Mühe: Landvermesser K.
Susanne Lothar: Frieda
Frank Giering: Artur
Felix Eitner: Jeremias
Nikolaus Paryla: Vorsteher
Inga Busch: Amalia
André Eisermann: Barnabas
Dörte Lyssewski: Olga
Norbert Schwientek: Bürgel
Hans Diehl: Erlanger
Birgit Linauer: Pepi
Branko Samarovski: Herrenhofwirt
Ortrud Beginnen: Brückenwirtin
Otto Grünmandl: Brückenwirt
Johannes Silberschneider: Lehrer
Paulus Manker: Momus
Martin Brambach: Schwarzer
Wolfram Berger: Gerstäcker
Conradin Blum: Hans
Monica Bleibtreu: Lehrerin
Udo Samel: Erzähler
Produktionsleitung
Michael Katz
Eine Veranstaltungsreihe des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Kooperation mit dem
Bundesplatz-Kino Berlin und dem
Tschechischen Zentrum Berlin. Im Rahmen des Projekts
afka2024
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