Verfolgung Andersgläubiger, Vertreibung von Menschen, die ihrem Gewissen folgen und nicht den staatlicherseits angeordneten Glaubensvorstellungen, Verlust von Heimat und Identität, das Zurücklassen von Kindern und Verwandten, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und gleichzeitig Angst vor einer ungewissen Zukunft. Hier ist nicht von aktuellen Fluchtbewegungen die Rede. Hier geht es um Protestanten, die unter Maria Theresia vertrieben worden sind. In seinem Theaterstück PROTESTANTEN vertreibung aus der heimath, einem Auftragsstück für den Griessner Stadl, beschäftigte sich der in Wien lebende Dramatiker Thomas Perle mit der Vertreibung von Menschen evangelischen Glaubens aus der Gemeinde Stadl an der Mur nach Siebenbürgen (in die Region rund um Hermannstadt), die sich zwischen 1773 und 1776 ereignet haben.
»Wir vom Kunstverein Stadl-Predlitz wollten 250 Jahre später hinschauen. Hinschauen darauf, was vor 250 Jahren in unserer Heimat geschah. Hinschauen auf das Schicksal der Menschen, die mittlerweile in Stadl an der Mur vergessen sind. Mit einem Theaterstück einen Denkstein setzen. Wir haben den aus Rumänien stammenden Autor Thomas Perle beauftragt, ein Stück über dieses Thema zu schreiben. Er hat, inspiriert vom hervorragenden wissenschaftlichen Buch über diese Ereignisse Aus der Heimat gedrängt des mittlerweile verstorbenen steirischen Superintendenten Dieter Knall und durch Recherchen in Stadl an der Mur und Siebenbürgen das Stück PROTESTANTEN vertreibung aus der heimath geschrieben. Mit diesem Stück geht der Autor Thomas Perle in Resonanz mit einem der dunkelsten Kapitel unserer Obermurtaler Heimat und gleichzeitig auch der Habsburgermonarchie.
Wir stellen ein Stück vergessener Geschichte von Stadl an der Mur auf die Bühne, das gleichzeitig auch ein Stück europäische Geschichte über Glaubenskonflikte und Migrationsbewegungen ist. Wir bauen damit eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Es gelingt Thomas Perle und der Inszenierung von Martin Kreidt, ein historisches Thema so aufzubereiten, dass es über die Zeiten hinweg zum Publikum spricht.«
Regie
Martin Kreidt
Es spielen
Sophie Moser, Susanne Stockinger-Puch, Mino Dreier, Ferdinand Nagele, Walter Ofner
Musik
Walter Ofner
Kostüme
Andrea Fischer
Bühnenbild
Martin Kreidt und David Rauter
Assistenz
Simon Angermann
Produktion
Daniel Wiedemaier, Anita Winkler
Mit dem Auftragswerk PROTESTANTEN vertreibung aus der heimath wurde der Griessner Stadl für den Nestroy Spezialpreis 2023 nominiert. Der Nestroy Preis ist einer der wichtigsten Theaterpreise im deutschen Sprachraum.
»Einmal mehr gelingt dem Griessner Stadl ein Stück moderner Theaterkunst abseits urbaner Blickwinkel, das gerade deshalb von großer Allgemeingültigkeit ist. Einmal mehr lohnt sich also die Fahrt an den Rand der Steiermark, um ins Zentrum des steirischen Erbes zu blicken.«
Christoph Hartner in seiner Premierenkritik für die Kronen Zeitung
Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit dem Dramatiker Thomas Perle statt. Das Theaterstück wird auch am Sonntag, 4. August 2024, um 18:00 Uhr aufgeführt, allerdings ohne Publikumsgespräch. Eingeladen zu dem Gespräch am Samstag sind alle Besucherinnern und Besucher beider Aufführungen in Hermannstadt/Sibiu.
Für den Eintritt zu den Gastspielen muss man ein Abzeichen fürs »Große Sachsentreffen 2024« für 80,– Lei (ca. 13,– €) erwerben. Das Abzeichen erhält man an jedem Infostand am Großen Ring in Hermannstadt im Rahmen des Großen Sachsentreffens vom 2. bis 4. August 2024 in Hermannstadt. Man kann es aber auch an den Theaterabenden direkt im Theater erwerben. Mit dem Abzeichen hat man Zutritt zu sämtlichen Veranstaltungen und bekommt auch ein Programmheft mit allen Events.
Thomas Perle. Foto: © Volker Schmidt, 2022
Thomas Perle, 1987 in Oberwischau/Vișeu de Sus (Rumänien) geboren, dreisprachig in Deutschland aufgewachsen, ist als Autor und Dramatiker in Österreich, Deutschland und Rumänien tätig. Er studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien und war neben dem Studium an mehreren Theaterhäusern engagiert. 2013 erhielt er den exil-Literaturpreis, es folgten weitere Auszeichnungen für seine Prosa und Dramatik. 2018 erschien sein Prosadebüt wir gingen weil alle gingen. im Verlag edition exil. 2019 gewann er mit seinem Stück karpatenflecken den Retzhofer Dramapreis, das 2021 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurde, wo er Teil des »Autor:innenateliers« war. 2022 gastierte das Stück beim »Dramatiker|innenfestival« Graz und beim Europäischen Theaterfestival Eurothalia in Temeswar. Er leitet mehrere Schreibwerkstätten, u. a. die exil.Literaturhauswerkstatt am Literaturhaus Wien und das Schreiblabor am Burgtheater Wien, außerdem unterrichtete er am Nikolaus-Lenau-Lyzeum Temeswar und am Departement für Pädagogik und Didaktik in deutscher Sprache an der Universität Klausenburg/Cluj Kreatives Schreiben. In seinem künstlerischen Schaffen sind Themen von Herkunft, Vielsprachigkeit und Pluralismus im Fokus.
Weiteres unter: www.thomasperle.com
Eine Kooperationsveranstaltung des Griessner Stadls mit dem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen
Das Publikumsgespräch findet in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa statt.
Thomas Perle war Stadtschreiber in Temeswar/Timisoara, der Kulturhauptstadt Europas 2023
Von Mai bis September 2023 berichtete der Journalist für fünf Monate aus der Hauptstadt des Banats
www.stadtschreiber-temeswar.de
Zum Weblog des Stadtschreiber Temeswar/Timişoara 2023
Datum | Sa, 03.08.2024 |
Zeit | 19:00 Uhr |
Eintritt | 80,– Lei | ca. 13,– € (s. Infos im Text) |
Barrierefrei | Nein |
Nationaltheater Radu Stanca
Basteigasse/B-dul Corneliu Coposu 2, 550245 Hermannstadt/Sibiu, Rumänien
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