Reformatorische Strömungen wurden in Polen-Litauen vom König zunächst bekämpft. Lediglich im Herzogtum Preußen, seit 1525 ein Lehen der polnischen Krone, konnte sich die Reformation ungehindert entfalten. In den deutschsprachigen Städten des Königlichen Preußen wurde sie lange behindert oder brutal unterdrückt, etwa in Danzig 1526. Erst mit König Sigismund II. August gewann die Reformation ab 1548 deutlich an Rückhalt: 1555 wurde dem Adel Glaubensfreiheit zugestanden, 1559 das Luthertum im Königlichen Preußen anerkannt. Die reformierte (calvinistische) Glaubensrichtung hatte ihre Anhänger vor allem in Kleinpolen und in Litauen. In der sogenannten Konföderation von Warschau wurden 1573 allen konfessionellen »Dissidenten« die gleichen Rechte zugestanden, die die Katholiken besaßen. Polen-Litauen wurde zum Zufluchtsland für Glaubensflüchtlinge und die religiöse Freiheit für mehrere Jahrzehnte zum Kennzeichen des Königreichs.
Lutheraner, Reformierte und Böhmische Brüder hatten 1570 im Consensus von Sandomir zeitweilig eine gemeinsame Handlungsgrundlage gefunden. Schon mit der Union von Brest 1596, in der ein großer Teil der Orthodoxen in die katholische Kirche gedrängt wurde, ließ sich die neuerliche Dominanz des Katholizismus erkennen. Wechselnde religiöse Interessen der Könige und des Adels verhinderten eine Etablierung der protestantischen Konfessionen. Im 17. Jahrhundert verschwanden die Reformierten nach Kriegswirren weitgehend, die Lutheraner erhielten trotz Dezimierung Zuzug von deutschen Glaubensflüchtlingen aus Schlesien, die Böhmischen Brüder hingegen aus den böhmischen Ländern. Die Unitarische Konfession, die ab den 1560er Jahren bestand und die göttliche Dreieinigkeit ablehnte, wurde 1658 verboten. Die weitere Verfolgung der Evangelischen gipfelte im Kirchenbauverbot von 1717 und dem Blutgericht von Thorn 1724, schließlich in einem Bürgerkrieg ab 1768.
In den Teilungsgebieten Polens gestaltete sich die Lage ab 1772 unterschiedlich: Während die Protestanten in Preußen in die Kirche der staatlich verordneten Union von Lutheranern und Reformierten einbezogen wurden, ansonsten aber Staat und katholische Kirche sich vielfach rieben, bildeten die Evangelischen im habsburgischen Galizien oder in Kongresspolen kleine Minderheiten, die in beiden Fällen durch Zuwanderung erstarkten.
Im neu entstandenen Polen der Zwischenkriegszeit gab es rund eine halbe Million Protestanten, von denen 90 Prozent Deutsche waren. Mit Flucht, Vertreibung und Aussiedlung der Deutschen ab 1944 vom Gebiet des heutigen Polen ging der Protestantismus jedoch nicht unter, sondern wurde von polnischen Evangelischen fortgeführt. Schwerpunkte der Evangelisch- Augsburgischen Kirche mit fünf Diözesen bilden das Teschener und Kattowitzer Schlesien, Masuren und Warschau.
26.10.2017 bis 08.04.2018
Westpreußisches Landesmuseum, Warendorf
27.04 bis 20.05.2017
Botschaft der Republik Litauen, Berlin
28.04. bis 02.07.2017
Stadtmuseum Danzig/Muzeum Historyczne Miasta Gdańska, Polen
24.05. bis 27.05.2017
Landtag Brandenburg, Potsdam
01.06 bis 01.08.2017
Deutschordensmuseum, Bad Mergentheim
19.06 bis 12.08.2017
Pommersche Bibliothek Stettin/Szczecin (Polen)
05.07 bis 31.08.2017
Evangelische Kirche Nikolaiken/Mikołajki
25.08 bis 18.09.2017
Sankt-Nikolai-Kirche, Kiel
01.09 bis 16.10.2017
Evangelische Kirche, Allenstein/Olsztyn (Polen)
21.09 bis 20.10.2017
Mahnmal St. Nikolai, Hamburg
26.10.2017 bis 25.03.2018
Westpreußisches Landesmuseum, Warendorf
November
Posen/Poznan, Centrum Kultury Zamek
Aus Anlass des 500. Jahrestags des Beginns der Reformation 2017 will das Deutsche Kulturforum östliches Europa mit mehreren Wanderausstellungen dieses Thema einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland und in den heute betroffenen Ländern ins Bewusstsein rufen: Sieben Ausstellungsmodule, meist mehrsprachig, werden sukzessive ab Herbst 2016 präsentiert. Durch den Verweis auf das östliche Europa soll zugleich dem Themenjahr »Reformation und die eine Welt« der Lutherdekade Rechnung getragen werden, das die europa- und weltweiten Bezüge des Reformationsgeschehens in den Mittelpunkt stellt.
Die Wanderausstellung »Reformation im östlichen Europa« besteht aus einer
sowie sechs Regionalmodulen:
Eine Wanderausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen des Jahresthemas 2017: Mehr als Luther. Reformation im östlichen Europa.
Die Publikationen des Kulturforums richten sich an einen breiten Leserkreis, dem sie die Kulturtraditionen der Deutschen und ihrer Nachbarn im östl...
Hier finden Sie aktuelle Nachrichten und Informationen aus der Medienwelt zur Thematik des östlichen Europa. Beachten Sie bitte auch Hinweise zu N...
Die Ausstellungen des Kulturforums lassen Leben und Kultur vergangener Zeiten wieder auferstehen. Begeben Sie sich mit uns auf Reisen zu den Ostsee...