Das Gebiet der heutigen Slowakei gehörte seit dem hohen Mittelalter zum Königreich Ungarn: der östliche und später namengebende Teil als Oberungarn, der zentrale Teil mit den Bergstädten zu Niederungarn, während die Gegend um Pressburg kulturgeschichtlich zum später sogenannten Burgenland gehörte. Reformatorische Gedanken erreichten die meist deutschsprachigen und mit Mitteleuropa eng vernetzten Städte Oberungarns bereits zu Beginn der 1520er Jahre. Nachdem das mittelalterliche Königreich Ungarn 1526 den Osmanen unterlegen war, folgten langwierige Thronwirren, die die Ausbreitung der Reformation verzögerten. 1541 wurde Oberungarn im Norden sowie ein schmaler Streifen im Westen als »Königliches Ungarn« habsburgisch.
1544 setzte die lutherische Reformation in Oberungarn in den Städten ein. Der Adel und der größere Teil der ungarischsprachigen Einwohner hing hier wie auch im osmanischen Ungarn und in Siebenbürgen dem reformierten Glauben an. Das Luthertum wurde hingegen zur kennzeichnenden Konfession der Deutschen. Die slowakische Bevölkerung verblieb zum großen Teil beim katholischen Glauben, ihr protestantischer Anteil gehörte überwiegend der lutherischen Kirche an.
Die Gegenreformation setzte bereits um 1600 vehement ein, mit einem Höhepunkt ab den 1670er Jahren, der zu mehreren antihabsburgischen Erhebungen führte. Aus dem großenteils von Oberungarn ausgehenden Kuruzzenkrieg 1703–1711 gingen die Protestanten jedoch geschwächt hervor, so dass Militär und Administration der Habsburger Ungarn im 18. Jahrhundert zu einem stark katholisch geprägten Land werden ließen. Allerdings war Wien in der Türkenabwehr auf die Unterstützung der Protestanten angewiesen und hatte ihnen beim Ödenburger Landtag 1681 die Errichtung von 38 Kirchen zugestanden. Diese Artikularkirchen standen außerhalb der befestigten Städte, waren turmlos und aus Holz gebaut. Erst die Toleranzpatente Josephs II. 1781 ermöglichten den Protestanten freie Religionsausübung.
Im 17. Jahrhundert gegründete Evangelische Lyzeen und Kollegien in Pressburg (heute Bratislava) und Eperies/Prešov spielten eine wichtige Rolle bei der Ausbildung deutsch- und slowakischsprachiger Gelehrter. Persönlichkeiten der slowakischen Kulturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts wie Matthias Bel, Jan Kollár oder L’udovít Štúr waren evangelische Geistliche und Lehrer.
Heute gehören der Evangelischen Kirche A. B. in der Slowakei etwa sechs Prozent der Bevölkerung an. Das nach Flucht und Vertreibung 1946 gegründete Hilfskomitee der Evangelisch-Lutherischen Slowakeideutschen unterhält zur ihr partnerschaftliche Kontakte.
Stationen der Ausstellung
21.01. bis 11.02.2018
Erlöserkirche Bad Homburg
ab 31.10.2017
Deri-Museum Debrecen (Ungarn)
16.10. bis 31.10. 2017
Nikolaikirche, Leipzig
04.10. bis 31.10.2017
Universitätsbibliothek, Pressburg/Bratislava (Slowakei)
19.09. bis 29.09.2017
Botschaft der Slowakischen Republik, Berlin
13.09. bis 27.10.2017
Haus der Ungarndeutschen, Budapest (Ungarn)
12.09. bis 29.09.2017
Evang. theolog. Fakultät an der Comenius-Universität, Pressburg/Bratislava (Slowakei)
August/September 2018
Evang. Landesmuseum Budapest (Ungarn)
15.08. bis 08.09.2017
Kulturhaus/Dom kultúry Krickerhau/Handlová (Slowakei)
08.07. bis 31.08.2017
Evang. Kirche, Leutschau/Levoča (Slowakei)
29.06. bis 30.07.2017
Ungarndeutsches Museum, Totis/Tata (Ungarn)
23.06. bis 31.07.2017
Museum Kesmark/Kežmarok (Slowakei)
11.06.2017 bis 02.07.2017
Stadtkirche, Karlsruhe
02.06. bis 21.06.2017
Haus der Begegnung des Karpatendeutschen Vereins Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom (Slowakei)
03.05. bis 18.06.2017
Donauschwäbisches Zentralmuseum, Ulm
Wanderausstellung
Aus Anlass des 500. Jahrestags des Beginns der Reformation 2017 will das Deutsche Kulturforum östliches Europa mit mehreren Wanderausstellungen dieses Thema einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland und in den heute betroffenen Ländern ins Bewusstsein rufen: Sieben Ausstellungsmodule, meist mehrsprachig, werden sukzessive ab Herbst 2016 präsentiert. Durch den Verweis auf das östliche Europa soll zugleich dem Themenjahr »Reformation und die eine Welt« der Lutherdekade Rechnung getragen werden, das die europa- und weltweiten Bezüge des Reformationsgeschehens in den Mittelpunkt stellt.
Die Wanderausstellung »Reformation im östlichen Europa« besteht aus einer
sowie sechs Regionalmodulen:
Eine Wanderausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen des Jahresthemas 2017: Mehr als Luther. Reformation im östlichen Europa. Die Präsentation der Ausstellung in der Slowakei erfolgt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Botschaft Pressburg.