Jan Musekamp
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Wolfgang Templin am Rande der Veranstaltung im Nationalmuseum Stettin/Sczcecin

Im Rahmenprogramm zur Ausstellung Die Alltäglichkeit der Geschichte. Stettin und das polnische Westpommern 1945–2005 • Eine gemeinsame Veranstaltung des Nationalmuseums Stettin und des Deutschen Kulturforums

Über die unterschiedlichen Erfahrungswelten und Hintergründe des politischen Widerstandes in der DDR und der Volksrepublik Polen diskutierten am 3. November 2005 im Nationalmuseum Stettin/Szczecin die früheren Oppositionellen Wolfgang Templin und Paweł Bartnik unter Moderation von Thomas Schulz vom Deutschen Kulturforum östliches Europa.

Wolfgang Templin stellte anfangs fest, dass es in der ehemaligen DDR wie auch in Polen heute die Tendenz gäbe, die im Kommunismus verbrachten Jahre zu beschönigen. Man hätte damals die Möglichkeit gehabt, den kollektiven Weg der breiten Masse zu gehen oder aber einen individuellen Weg zu wählen. Für ihn kam nur letzteres infrage: Er erkämpfte sich in der Opposition Stück für Stück seine Freiheit. Paweł Bartnik machte deutlich, dass in Polen nach dem Krieg offiziell zwar verkündet wurde, man habe den Krieg gewonnen, tatsächlich jedoch herrschte angesichts der Realitäten das Gefühl vor, man gehöre zur Verliererseite. Darin habe das Streben nach Freiheit seinen Ursprung gehabt. Die Besonderheit in Stettin sei gewesen, dass es sich dabei fast ausschließlich um einen Arbeiterprotest gehandelt habe. Darauf sei man zu Recht stolz, habe aber auf der anderen Seite das bedrückende Gefühl, dieser Stolz würde nur woanders – nämlich in Danzig – gebührend gefeiert.

Beide Gesprächspartner eint die Erfahrung, dass viele ihrer Freunde aus Oppositionszeiten bereits vor 1989 in den Westen gegangen war. Auch habe man in der DDR wie in Polen die neugewonnene Freiheit zunächst unkritisch begrüßt, was kurz darauf einer bis heute anhaltenden Desillusionierung Platz gemacht habe.

In der anschließenden lebhaften Diskussion wurde deutlich, dass die Opposition in beiden Ländern insbesondere von kirchlichen Kreisen –allerdings unterschiedlichen Bekenntnisses – getragen wurde. Allerdings habe es dabei in Kirchenkreisen eine ganze Palette von Einstellungen gegenüber dem Staatsapparat gegeben, die von Zusammenarbeit über Kompromisssuche bis hin zu offener Opposition gereicht habe.

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