Horst Schinzel
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Ostholstein – Nachrichten und Informationen • 19.08.2010

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Peter Alexander hat es einst besungen: Lange Zeit war Böhmen ein wichtiger Bestandteil der Habsburger Monarchie. Aber schon ehe dieses Königreich an die Habsburger fiel, hat es wichtige Beiträge zur Kultur des Heiligen Römischen Reiches geleistet. Kaiser Karl IV. – jener, der den Rat von Lübeck zu dessen Erstaunen mit »Ihr Herren« anredete – hat 1348 die Prager Universität als erste im deutschen Sprachraum gegründet. Sie ist zur Mutter vieler Universitätsgründungen geworden. Anfänglich wurde hier auf Latein, dann auf Deutsch gelehrt. Und dies sollte fünfhundert Jahre so bleiben.

Die Universität selbst, ihre Lehrer und Studenten haben bis in die jüngste Zeit aufs Engste Anteil genommen an den Auseinandersetzungen des tschechischen Volkers mit den das Land Regierenden – angefangenen von den Hussitenkriegen über die Fensterstürze, den Sprachenkampf bis zum Prager Frühling. Wobei sich in den letzten Jahrzehnten des Neunzehnten Jahrhunderts ein gleichberechtigtes Nebeneinander der beiden Sprachen wie der Ethnien selbst herausbildete. Dieses überstand sogar noch die Selbständigkeit der jungen tschechoslowawischen Republik und fand eigentlich erst durch den Naziterror ihr Ende.

Deshalb ist diese Geschichte für Historiker wie Linguisten ein Faszinosum. Die vielen Seiten dieser Entwicklung haben deutsche und tschechische Forscher bereits 2006 auf einem Symposium in Berlin dargelegt. Die damals gehaltenen Vorträge sind jetzt in einem Sammelband des Deutschen Kulturforums östliches Europa herausgegeben worden. Eine durchaus spannende und kurzweilige Lektüre.