Von Karim Saab
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Märkischen Allgemeinen Zeitung.
Bei Bessarabien denkt man heute vielleicht an Moscheen und Turbane. Doch weit gefehlt: Der Landstrich, der sich nordwestlich des Schwarzen Meers erstreckt, hat auch sprachgeschichtlich rein gar nichts mit Arabien zu tun. Dafür aber umso mehr mit deutschem Fleiß und protestantischen Kirchen. Denn hier siedelten bis 1940 fast 100 000 Bessarabien-Deutsche. Ins Land gebeten wurden sie 1812 vom russischen Zar Alexander I. Vor allem pietistische Schwaben machten sich auf, um die wüste, aber fruchtbare Gegend zu kolonisieren. Der russische Staat gab ihnen das Ackerland und versprach, die mitgebrachte Religion, Kultur und ihre pazifistische Einstellung zu achten. Die Siedler machten folgende Erfahrung: »Den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot«. Die Gemeinden prosperierten bald, auch wenn1874 die auf ewig zugesagte Befreiung vom Militärdienst zurückgenommen wurde. Doch dann spielte die Geschichte noch mehr verrückt. 1918 wurde Bessarabien an Großrumänien angeschlossen. Und 1940 wurde es im Zuge des Stalin-Hitler-Paktes ein Teil der Sowjetunion […]
Ute Schmidt hat sich im Auftrag des in Potsdam ansässigen Kulturforum östliches Europa der vergessenen Minderheit der deutschen Kolonisten am Schwarzen Meer angenommen. Ihr Buch ist eine absolute Fundgrube, die ihresgleichen sucht. Die Historikerin erzählt in unakademischer Sprache alle Aspekte der 125-jährigen Siedlungsgeschichte. Das vielfältige historische Bildmaterial und viele Fotos von heute erleichtern das Eintauchen in einen fremden Landstrich, der heute sowohl in der Ukraine als auch in Moldawien liegt.
Die Publikationen des Kulturforums richten sich an einen breiten Leserkreis, dem sie die Kulturtraditionen der Deutschen und ihrer Nachbarn im östl...
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