Tanja Krombach
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Dr. Marek Prawda, Botschafter der Republik Polen, begrüßt das Publikum. Fotos:
Die Direktorin des Bröhan-Museums, Frau Dr. Ingeborg Becker, bei ihrem Festvortrag
Podiumsdiskussion über die Wiederentdeckung der Van-de-Velde-Innenausstattung in Trzebiechów/Trebschen und den vom Kulturforum verlegten Bildband. V.l.n.r.: Erwin Bockhorn-von der Bank, Dr. Brigitte Reuter, Antje Neumann, Barbara Bielinis-Kopeć, Dr. Hanna

In einer deutsch-polnisch-belgischen Kooperation präsentierte das Deutsche Kulturforum östliches Europa am 25. April 2007 im Bröhan-Museum den von ihm verlegten deutsch-polnischen Bildband über die 2002 wiederentdeckte Inneneinrichtung eines Altenheims im polnischen Trzebiechów, die der Jugendstilkünstler Henry van de Velde zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf

Gekommen waren der polnische Botschafter Dr. Marek Prawda, der Repräsentant der flämischen Regierung, Dr. Edi Clijsters, der Bürgermeister von Trzebiechów/Trebschen und natürlich die Herausgeberinnen und Autoren. Im voll besetzten Ausstellungssaal des Jugendstilmuseums wurde an die Bedeutung der Pflege des gemeinsamen europäischen Kunsterbes erinnert und Marek Prawda prägte in Anspielung auf die Streitfrage, ob die Steine in den ehemals deutschen Gebieten, die heute zu Polen gehören, Deutsch oder Polnisch sprechen, das Bonmot »Die Steine sprechen Flämisch.«

Henry van de Velde war 1902 von Prinzessin Marie Alexandrine Reuß VII., geborene von Sachsen-Weimar-Eisenach, mit der Innenausstattung des von ihr gegründeten Privatsanatoriums beauftragt worden. Für den belgischen Künstler war diese Aufgabe eine Herausforderung, denn zum einen kontrastierte sein sachlicher Stil von schlichter, geometrisch gehaltener Ornamentik mit dem historistisch-verspielten Äußeren des Gebäudes, zum anderen war ein Krankenhaus für ihn – der bis dahin vor allem für private Auftraggeber aus dem bürgerlichen Milieu unter anderem in Berlin gearbeitet hatte – ein neues Genre. Diese und weitere interessante Informationen über das Leben und Schaffen Henry van de Veldes vermittelte die Direktorin des Bröhan-Museums Ingeborg Becker in ihrem spannenden Festvortrag.

In der anschließenden, von der Direktorin des Kulturforums Dr. Hanna Nogossek moderierten Diskussion erzählten die beiden Herausgeberinnen Dr. Brigitte Reuter und Antje Neumann, wie sie bei der Erstellung des Henry-van-de-Velde-Werkverzeichnisses für die Klassik Stiftung Weimar auf Trebschen und auf Erwin Bockhorn-von der Bank – den Wiederentdecker der Inneneinrichtung – gestoßen waren. Er war über seinen Großvater, den letzten Chefarzt im Sanatorium, auf die Spur van de Veldes gekommen und konnte durch Entdeckung des Briefwechsels zwischen dem Designer und seiner Auftraggeberin Prinzessin Reuß im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz seinen Verdacht erhärten. Seit 2002 ist Erwin Bockhorn-von der Bank als unermüdlicher Werber für die Innenausstattung und ihre Restaurierung in Polen, Deutschland und Belgien unterwegs. Die Denkmalpflegerin des Lebuser Landes, Barbara Bielinis-Kopeć, berichtete auf dem Podium vom Fortgang der Restaurierungsarbeiten in Trzebiechów, unter anderem auch von der sensationellen Entdeckung einzigartiger von van de Velde entworfener Schablonenmalereien, die sich unter den zahlreichen späteren Farbschichten erhalten haben.

Die Buchpräsentation klang bei einem Glas Wein und weiteren Gesprächen zwischen polnischen, belgischen und deutschen Kunsthistorikern, Denkmalpflegern und Van-de-Velde-Fans aus. Viele von ihnen gingen mit dem festen Vorsatz nach Hause, bald einen Ausflug zu dem nur hundert Kilometer südöstlich von Frankfurt (Oder) gelegenen Altenheim mit seiner wunderbaren Innenausstattung zu unternehmen.

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