Geschichte einer europäischen Kulturhauptstadt

»Fünfkirchen/Pécs ist 2010 Europäische Kulturhauptstadt. Die Stadt teilt sich diesen Titel mit Istanbul und Essen/Ruhrgebiet. Europa im Kleinen kann an der rund zweitausendjährigen Geschichte der Stadt Fünfkirchen/Pécs im heutigen Südungarn abgelesen werden. Die Römer gründeten hier die Provinzhauptstadt Sopianae, die sich zu einem frühchristlichen Zentrum entwickelte. Im mittelalterlichen Königreich Ungarn wurde Quinque Ecclesiae, ›fünf Kirchen‹, ein bedeutendes Handelszentrum mit Bischofssitz, zahlreichen Ordensniederlassungen und der ersten Universität des Landes. Ungarn und Deutsche prägten die befestigte Stadt. Während der rund eineinhalb Jahrhunderte der osmanischen Besetzung im 16. und 17. Jahrhundert veränderte sich zwar die Bewohnerschaft, Südslawen und Muslime wurden nun dominant, die wirtschaftliche Funktion aber blieb erhalten. Daran konnte die habsburgische Herrschaft anknüpfen. Die neuen Herren des von den Osmanen zurückeroberten Landes siedelten im Umfeld der Stadt deutsche Bauern an, was der Region den Namen ›Schwäbische Türkei‹ einbrachte. Als deren Hauptort wurde Fünfkirchen zu einer Stadt zahlreicher Kulturen, Sprachen und Religionen. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte ein enormer Aufschwung ein, der bis heute das Bild dieser halbmediterranen Stadt prägt, die sich selbst gerne als ›Tor Europas zum Balkan‹ betrachtet. Die zahlreichen frühchristlichen Kirchen und Begräbnisstätten wurden 1993 auf die Weltkulturerbeliste aufgenommen.«
(Quelle: böhlau)