Interview: Patricia Batlle
NDR Kultur: Vor 100 Jahren ist Franz Kafka gestorben. Was macht ihn bis heute so interessant, so spannend, dass man ihm als Person und seinem Werk eine Fernseh-Mini-Serie widmet? Er wird noch so oft gelesen, seine Stücke auf Bühnen aufgeführt, über ihn erscheinen neue Graphic Novels, neue Kinofilme, Ausstellungen …
Daniel Kehlmann: Wie sich jetzt immer mehr in den letzten Jahrzehnten abgezeichnet hat, ist er der wirkungsreichste und berühmteste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Mit dem Begriff Kafka oder kafkaesk, auch mit seinem Foto und seinem Bild, verbinden Menschen in der ganzen Welt etwas, die ihn zum Teil nie gelesen haben. Er hat wirklich nicht nur die Literatur des 20. Jahrhunderts geprägt und des 21. auch. Er hat eine ganze Weltauffassung geprägt. Die zu tun hat mit Technologie, mit der Falle der Technologie, der Falle der Bürokratie. Mit dem Überfordert-Sein des Einzelnen gegenüber der gewaltigen lastenden Übermacht des Staates oder der großen Strukturen der Gesellschaft. […] Mit unserer Serie wollten wir erzählen: Woher kommt diese gewaltige Literatur? Wie entsteht die aus einem einfachen Prager Angestelltenleben im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts? Wie führt der Alltag dieses Lebens zu dieser Literatur? Darum geht es eigentlich.
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Daniel Kehlmann über Kafka: »Wirkungsreichster Schriftsteller des 20. Jahrhunderts«
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