Keiner hat den Böhmerwald so eindringlich beschrieben wie Adalbert Stifter. Wer heute dort spazieren geht, findet vieles verändert, und manches, wie es immer war
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2017

 Von Simon Strauß

[…] Stifters eigenes »altes Haus« steht in Oberplan – Horní Planá wie Stifters Geburtsort auf Tschechisch heißt. 2200 Einwohner zählt das triste Dorf heute. Mitten hindurch führt eine vielbefahrene Fernstraße, sozialistische Plattenbauten mit rostigen Wäscheständern davor prägen das Ambiente, dazu noch ein Army-Shop, in dem man Macheten und Revolver kaufen kann und eine Kneipe, aus der der Muff von tausend schalen Biergläsern strömt. Früher, vor 1950, erstreckte sich vor den Toren des Dorfes ein fruchtbares Tal. Dann aber wurde entschieden, das Gebiet mit der Moldau zu fluten und so liegt Oberplan seit 1958 am Ufer des unwirklich großen Lipno-Stausees. Im Sommer tummeln sich hier die Windsurfer, aber jetzt, im Spätherbst, macht das Areal einen seltsam verlassenen Eindruck. Fast bedrohlich wirkt die riesige künstliche Wasserfläche, so als würde sie jeden Moment überlaufen. […]

Das tiefe Nichts
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