Sandra Mack und Klaus Harer
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Ankündigung
Veranstaltung in Polen: 18. – 20. Juni 2010 | Allenstein/Olsztyn

Die Schlacht bei Tannenberg 1410 und deren Mythologisierung war Thema zweier Thementage (2. und 3. Juli 2010), die das Kulturforum gemeinsam mit dem Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften und dem Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte in Potsdam organisierte.

Eröffnet wurde die Tagung am Freitag Abend im Filmmuseum Potsdam mit der Vorführung des polnischen Historienfilms Die Kreuzritter (»Krzyzacy«) aus dem Jahr 1960 von Aleksander Ford.

Nach einer Begrüßung der trotz Hitze zahlreich erschienen Zuschauer durch das Filmmuseum, eröffneten Winfried Smaczny, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kulturforums östliches Europa, und Robert Traba, Direktor des Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die Tagung.

In ihrem Einführungsvortrag stellte Nina Müller (FU Berlin) den Film in seiner Bedeutung für die polnische Filmgeschichte vor und ordnete ihn in das Gesamtwerk des polnischen Regisseurs Aleksander Ford (1908–1980) ein.

Die Tagung wurde am Samstag im Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte fortgesetzt. Zunächst bot der Mittelalter-Historiker Roman Czaja (Universität Thorn/Toruń) eine kenntnisreiche Einführung in die historischen Umstände der Schlacht von 1410.

Darauf folgte eine angeregte Podiumsdiskussion, in der sich, moderiert von (v.l.n.r.) Christian Pletzing (Academia Baltica), die Historiker Sven Ekdahl (Kopenhagen), Rimvydas Petraukas (Vilnius) und Jan Piskorski (Stettin/Szczecin) über die teils konkurrierenden, teils sich ergänzenden nationalhistoriografischen Lesarten der Schlacht in Polen, Litauen und Deutschland auseinandersetzten.

Nach der Mittagspause beleuchtete der Kunsthistoriker Stefan Dyroff (Universität Bern) die künstlerische Verarbeitung der Schlacht am Beispiel des berühmten Historiengemäldes »Schlacht bei Grunwald« des polnischen Malers Jan Matejko (1838–1893). Dieses Monumentalbild entstand in eben jener Epoche, in der der polnische Mythos der Schlacht bei Tannenberg/Grunwald im Kontext der nationalen Ideologie eine zentrale Position einnahm.

Der litauischen Sicht auf die Schlacht und der identitätsstiftenden mythischen Erhöhung der Figur des Heerführers Vytautas war der Vortrag des Historikers Alvydas Nikžentaitis gewidmet.

Der Historiker und Publizist Andreas Kossert beleuchtete die Rolle, die die Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1914 in der deutschen Geschichtspolitik spielte. Diese Schlacht, in der das deutsche Heer einen Sieg über die russischen Truppen errang, wurde als Revanche für die Niederlage des Ritterordens von 1410 interpretiert und publizistisch ausgewertet.

Als Zugabe ad libitum (gleichzeitig fand das Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft bei Fußball-WM statt) schloss sich ein Vortrag von Klaus Harer (Deutsches Kulturforum östliches Europa) über die Oper Der Schmied von Marienburg von Siegfried Wagner aus dem Jahr 1920 an, in dem mit Hörbeispielen und Bildmaterial die Zeitgebundenheit dieses vergessenen Musikdramas aufgezeigt wurde.

Die rege Beteiligung des zahlreich erschienen Publikums an der Diskussion zeigte, dass das scheinbar fern liegende Thema einer historischen Schlacht des Mittelalters durch seine geschichtspolitischen Bezüge zu noch immer aktuellen Themen der europäischen Identitäten von großem Interesse ist.

alle Fotos auf dieser Seite: © 2010 Deutsches Kulturforum östliches Europa • T. Schulz & C. Tutsch

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