In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rief Zarin Katharina II. Ausländer zur Besiedlung und Kultivierung ins Russische Reich. Ein relativ unbekanntes Kapitel stellt die Ansiedlung Deutscher in Südkaukasien dar, die sich 2017–2019 zum 200. Mal jährt. Obwohl ihre Anzahl vergleichsweise gering war – bei ihrer Deportation 1941 waren es rund 50 000 –, hinterließen sie in der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung der Region tiefe Spuren. Nicht nur in der Architektur der Hauptstädte Tiflis/Tbilissi und Baku sind sie bis heute kaum übersehbar; auch bei der Industrialisierung spielten deutsche Firmen eine wichtige Rolle.
Außerdem hatten die Siedler einen großen Anteil am Gedeihen der Wein- und Spirituosenproduktion sowohl im Russischen Reich als auch in der frühen Sowjetunion. Zugleich galten die deutschen Siedlungen bis in die 1930er Jahre als Vorbild kommunaler Selbstverwaltung. Nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion 1941 erfolgte die Deportation nach Zentralasien und Sibirien. Viele verloren ihr Leben auf diesem Leidensweg, ihr Anteil an der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung beider Imperien war dem Vergessen ausgesetzt. Diesem Erbe stellen sich seit 1991 die jungen Nationalstaaten Georgien und Aserbaidschan.
Auch, Eva-Maria; Nawroth, Manfred: Entgrenzung. Deutsche auf Heimatsuche zwischen Württemberg und Kaukasien, Potsdam 2017; mit zahlreichen farbigen und Schwarz-Weiß-Abbildungen und mehreren Übersichtskarten. Broschur, 64 Seiten, herausgegeben vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, dem Kultur- und Wissenschaftsverein EuroKaukAsia und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte – Staatliche Museen zu Berlin.
5,00 € (UVP), ISBN: 978-3-936168-67-9
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