Die Grenze zwischen Rumänien und Jugoslawien 1986: Aus einer der schlimmsten Diktaturen des Ostblocks versuchen Menschen über die Donau in Richtung Westen zu flüchten. Der breite Fluss, den sie schwimmend überqueren, bedeutet: freies Leben oder sicherer Tod.
Das Cover der englischen Ausgabe von »Silent Water | Stille Wasser«
Der Kurzspielfilm Stille Wasser rekonstruiert in dichter filmischer Sprache die Stimmung jener Jahre und erzählt das Schicksal dreier Flüchtlinge aus Rumänien. Der vielfach preisgekrönte Film – u. a. erhielt er einen Preis in der Kategorie »Best European Short« auf der Berlinale 2011 – ist eine deutsch-rumänische Koproduktion.
Im Rahmen der Filmmatinée präsentiert Dr. Olivia Spiridon die Donau im Kontext von Flucht und Verfolgung: Zur Zeit des Eisernen Vorhangs war die Donau eine der blutigsten Grenzen zwischen Rumänien und Jugoslawien. Menschen, deren Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit größer war als die Angst vor dem Tod, verließen Rumänien illegal – doch nicht jeder erreichte das jugoslawische Ufer, viele wurden erschossen oder ertranken in der Donau. Der längste europäische Strom, der Länder, Regionen, Kulturen und Menschen verbindet, war einst an seinem östlichsten Rand eine schier unüberwindliche Grenze.
Filmvorführung
Stille Wasser
Kurzspielfilm
D/RO, 30 min, 2011
Regie und Drehbuch: Anca Miruna Lăzărescu
Kamera: Christian Stangassinger
Produzenten: David Lindner, Daniel Schmidt, Cătalin Mitulescu
Vortrag
Flucht und Verfolgung in Donaufilmen
Referentin: Dr. Olivia Spiridon
anschließend
Gespräch
Schlusswort
Fotokunst: Der Geist in der Donau/Ghost on the Danube | © Alexandru Cristian Beșliu
Begleitend zur Veranstaltung erzählen drei Ausstellungstafeln von der Kultur und Geschichte der überfluteten Donauinsel Ada Kaleh. Das »Atlantis der Donau« ist zugleich Namensgeber für das internationale Projekt, das sich der Erforschung und Präsentation der kleinen Welten verschwundener Siedlungen in Mittel- und Südosteuropa widmet.
Dr. Olivia Spiridon, geb. in Hermannstadt/Sibiu (Rumänien), Studium der Germanistik, Rumänistik, Psychologie und Geschichte in Hermannstadt, Passau und Heidelberg. Promotion an der Universität Passau, Deutschlehrerin u. a. am Goethe Institut Mannheim/Heidelberg, seit November 2008 zuständig für den Forschungsbereich Literaturwissenschaft am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen und Lehrbeauftragte am Deutschen Seminar der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Forschungsschwerpunkte: deutsche Literaturen aus dem südöstlichen Europa, Literatur und Migration, die Donau in der Literatur. Derzeit Mitarbeit in mehreren Projekten u. a.: Begegnungen an der Donau. Menschen – Filme – Literaturen, Die Donau lesen. (Trans-)Nationale Narrative im 20. und 21. Jahrhundert. Autorin und Herausgeberin u. a.: Die Donau und ihre Grenzen. Literarische und filmische Einblicke in den Donauraum; zus. mit Edit Király: Die Donau. Eine Donau-Anthologie der anderen Art (2018), die mittlerweile ins Serbische (2021) und Ungarische (2022) übersetzt wurde.
Ein Projekt des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam, in Zusammenarbeit mit dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen, und der Koordinierungsstelle Ostmittel- und Südosteuropa am Museum Europäischer Kulturen, Berlin
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen seines Jahresthemas 2023: Die Donau: 3000 Kilometer Europa.
______________________________
Identitäten im Fluss – die Donau
Ein Artikel von Olivia Spiridon
erschienen in: KK – Kulturkorrespondenz östliches Europa № 1414, April 2020
Datum | So, 12.03.2023 |
Zeit | 11:00 Uhr |
Eintritt | 7,– Euro |
Barrierefrei | Nein |
Bundesplatz-Kino Berlin
Bundesplatz 14, 10715 Berlin, Deutschland
Adresse mit Google Maps öffnen.