Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserem Youtube-Kanal
In der Familie von Laura Starink war der Krieg kein Gesprächsthema. Doch als Journalistin ist sie es gewohnt, unbequeme Fragen zu stellen. Und mit diesen überrascht sie auch ihre eigenen Verwandten und geht der Familiengeschichte ihrer aus Schlesien stammenden Mutter nach:
»Warum sollte man sich die Mühe machen, die Geschichte einer normalen deutschen Lehrerfamilie am Rande des Dritten Reichs aufzuzeichnen? […] Zuerst war ich vor allem an der Frage interessiert, wie sich meine Familie in der Nazizeit verhalten hatte. Was hat meine Mutter in der Hitlerjugend und im Arbeitsdienst gemacht? War mein Großvater wirklich dem Regime gegenüber kritisch eingestellt, wie meine Mutter behauptete? Aber je tiefer ich grub, desto deutlicher wurde mir, dass für meine Familie in dieser entlegenen Ecke des Reichs der Krieg eigentlich erst richtig anfing, als sich für Menschen in den Niederlanden bereits der Frieden abzeichnete. […] Was die Deutschen auf dem Gewissen haben, überschattet alles. Und doch ist Geschichte mehr als Schuld und Sühne. Um zu verstehen, was in jenen Jahren in Schlesien wirklich geschah, will ich wissen, was meine Verwandten erlebt haben. Es ist die Geschichte von normalen Menschen, die nicht stolz auf ihre Vergangenheit sein konnten, aber sehr wohl etwas zu erzählen haben.«
Und diese Geschichte wird zum Thema von Laura Starinks Buchs, das 2013 in den Niederlanden und zwei Jahre später in deutscher Übersetzung im Berliner Weissbooks Verlag erschienen ist.
Laura Starink, geboren 1954, niederländische Journalistin, hat slawische Sprachen studiert, teilweise in Leningrad. Sie war 20 Jahre lang Moskau-Korrespondentin für die Tageszeitung NRC Handelsblad, auch zur Zeit von Michail Gorbatschows Perestroika. Später arbeitete sie als stellvertretende Chefredakteurin der Zeitung. Sie hat vier Bücher über Russland veröffentlicht (Een land van horen zeggen, 1992, De Russische kater, 2008, De schaduw van de Grote Broer, 2015 und Post uit Rusland, 2020). 2013 erschien ihr Buch über die Familiengeschichte ihrer deutschen Mutter: Duitse wortels. Mijn familie, de oorlog en Silezië (2013), das 2015 mit dem Titel Meine Mutter aus Mikultschütz. Eine deutsche Familiengeschichte auf Deutsch erschienen ist. Die Familiengeschichte ist 2014 in Holland für den Bob den Uyl-Preis nominiert worden.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Fortsetzung unserer 2020 gestarteten Lesereihe Unerhörte Familiengeschichten aus dem östlichen Europa, die das Deutsche Kulturforum östliches Europa von Januar bis April 2022 in Zusammenarbeit mit dem Literaturforum im Brecht-Haus Berlin ausrichtet.
Samstag, 22. Januar 2022
Eine Familiensaga aus Pommern
Lesung mit Jan Koneffke
Samstag, 26. Feruar 2022
Wohin ich immer gehe
Lesung mit Nadine Schneider
Samstag, 26. März 2022
Wie kommt der Krieg ins Kind
Lesung mit Susanne Fritz
Das Kulturforum wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Datum | Sa, 23.04.2022 |
Zeit | 17:00 Uhr |
Eintritt | 5,– Euro, ermäßigt 3,– Euro |
Barrierefrei | Nein |
Literaturforum im Brecht-Haus
Chausseestraße 125, 10115 Berlin, Deutschland
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