Diese ursprünglich schon für den 2. April 2020 geplante Veranstaltung musste aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Sie findet nun unter dem Motto »RÜCKBLICK auf die Europäische Kulturhauptstadt« statt und kann als Livestream auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Kulturforums verfolgt werden.
Seit Januar 2020 steht die Republik Kroatien im Fokus. Als »Hafen der Vielfalt« trägt die Küstenstadt Rijeka (it./ung. Fiume, dt. St. Veit am Pflaum) den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2020. Mit dem Motto »Ein starkes Europa in einer Welt voller Herausforderungen« hat Kroatien den Vorsitz im Rat der EU übernommen und bestimmt die politische Agenda vom 1. Januar bis 30. Juni.
Beide Ereignisse bieten Anlass für einen ausgiebigen Talk über den Beitrag der kroatischen Hafenstadt an der Adria und der Republik Kroatien zu einem gelingenden Miteinander in Europa. Die Vielfalt Europas findet sich in Kroatien mit seinen 21 anerkannten nationalen Minderheiten wieder. Mit seiner Multikulturalität und Offenheit ist Rijeka ein Beispiel gelebter Vielfalt. Ein Blick zurück in die Vergangenheit von Stadt und Land eröffnet neue Perspektiven, die in einem Podiumsgespräch und einer Lesung erörtert werden.
Begrüßung
Talk mit:
Die Reparatur der Welt
Eine Kooperationsveranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa, der Europäischen Akademie Berlin und der Botschaft der Republik Kroatien.
Irena Kregar Šegota absolvierte ein Studium der englischen und französischen Sprache und Literatur an der Universität in Zagreb und der Maritimen Wirtschaft an der Universität in Rijeka. Anschließend studierte sie Kulturmanagement, Kulturpolitik und Kulturbeziehungen an den Universitäten in Zadar und Paris. Sie ist Geschäftsführerin der Agentur »Rijeka 2020«. (zur ihrer Biographie auf rijeka2020.eu – englisch)
Uwe Rada, geb. 1963 in Göppingen, Studium der Geschichte und Germanistik an der Freien Universität Berlin, seit 1994 Redakteur der taz, journalistischer Schwerpunkt u. a. Osteuropa, zahlreiche Buchublikationen (Die Oder. Lebenslauf eines Flusses; Die Memel. Kulturgeschichte eines europäischen Stromes; Die Elbe. Europas Geschichte im Fluss; Die Adria. Die Wiederentdeckung eines Sehnsuchtsortes u. a.)
Slobodan Šnajder, geb. 1948 in Zagreb, Studium der Philosophie und Anglistik an der Universität Zagreb, langjähriger Chefredakteur der Theaterzeitschrift PROLOG, Intendant des Theaters der Jugend in Zagreb, Autor zahlreicher Theaterstücke (u. a. Der kroatische Faust, ein Theaterstück, das in international bekannt gemacht; Kamov, smrtopis/Kamov, die Nekrographie, ein Stück über den berühmtesten Schriftsteller Rijekas), politischer Kolumnist von Rijekas Tageszeitung Novi list, für den Roman Die Reparatur der Welt mehrfach ausgezeichnet.
Alexandra Stahl, geb. 1986 in Bayern, hat Amerikanistik, englische Literaturwissenschaft und Geschichte an der Universität Würzburg studiert. Nach ihrem Magister-Abschluss absolvierte sie ein Volontariat bei der Deutschen Presse-Agentur, für die sie als Redakteurin und Reporterin arbeitet. Sie lebt als Journalistin und Autorin in Berlin. Seit Mitte Juni und noch bis Ende November 2020 ist sie mit einem Stipendium des Deutschen Kulturforums Stadtschreiberin in Rijeka und berichtet – bereits seit Mai – in ihrem Blog über und aus der Kulturhauptstadt Europas.
Die Stadt verdankt ihren Namen dem Fluss Rjecina, der sie durchquert. Foto: © Rijeka2020/Borko Vukosav
Kroatien und seine Europäische Kulturhauptstadt Rijeka blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurück, die kulturelle Vielfalt jedoch blieb bis heute erhalten.
Rijeka, das auf Italienisch und Ungarisch Fiume, auf Slowenisch Reka, auf Deutsch St. Veit am Pflaum heißt, war wegen seiner geografischen Lage schon immer eine Kontaktzone unterschiedlicher Sprachen und Kulturen.
Kelten, Illyrer, Römer, Slawen, karolingische Franken, Kroaten, Ungarn, Österreicher, Italiener haben in der weit über zweitausendjährigen Geschichte dieser Stadt mitgemischt. Während der Zeit der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie gehörte sie zur ungarischen Reichshälfte. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie an Italien und 1947 fiel sie mit der istrischen Halbinsel an die Teilrepublik Kroatien des sozialistischen Jugoslawien. Seit 1991 ist Kroatien eine unabhängige Republik und seit 2013 Mitglied der Europäischen Union.
In der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie floss viel Geld in die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung von Rijeka. Der Hafen wurde neu aufgebaut und erweitert. Zu den bedeutendsten Industrien gehörten die Ölraffinerie, die Papierfabrik, die Reisfabrik, die Torpedofabrik und die Zuckerfabrik. Viele Neubürger kamen aus verschiedenen Teilen Europas in die Stadt, unter ihnen auch einige Deutsche. Besonders Kaufleute, Schifffahrtsgesellschaften und Industrielle fanden die Stadt attraktiv. Durch diese Entwicklung entstand ein einzigartiger internationaler, mehrsprachiger Mikrokosmos, der sich auch im Kulturleben und in der lokalen Presselandschaft niederschlug. Die deutsche Sprache war vor allem im Bildungswesen, in der Industrie und in der Wissenschaft präsent, aber es gab auch kurzzeitig eine Zeitung in deutscher Sprache: die Fiumaner Zeitung.
Ausgabe der »Fiumaner Zeitung« vom 3. September 1867
Flyer: Hafen der Vielfalt. Rijeka – Kroatien – Europa
PDF, 5,81 MB
Datum | Mi, 09.12.2020 |
Zeit | 19:00 Uhr |
Eintritt | Eintritt frei |
Barrierefrei | Ja |
Youtube-Kanal des Deutschen Kulturforums
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