Bessarabien. Karte: Blochplan
© Deutsches Kulturforum östliches Europa, 2021
Vom Pruth bis zum Dnjestr
Das Bessarabien genannte Gebiet liegt im Wesentlichen zwischen den Flüssen Pruth und Dnjestr. Im Norden befindet sich die Grenze in etwa auf Höhe der Stadt Chotyn, im Süden und Südosten ist die Region von der Donau und dem Schwarzen Meer umschlossen. Das Land ist überwiegend von flachen Steppen geprägt, nur im Norden macht sich der Rand der Karpaten bemerkbar. Bessarabien ist nach dem walachischen Fürstengeschlecht Basarab benannt, das auch Gebiete in der seit Ende des 18. Jahrhunderts so genannten Region besessen hat.
Zwischen rumänischem und russischem Einfluss
Seit der Antike war die Region Durchzugsgebiet zahlreicher Völker. Ab dem 14. Jahrhundert gehörte sie zum Fürstentum Moldau und geriet damit unter osmanische Oberhoheit. Mit dem Frieden von Bukarest, der den 7. Russisch-Türkischen Krieg beendete, fiel Bessarabien an das Russische Reich. Im Zuge der Neubesiedlung der nach dem Rückzug der Osmanen sehr dünn besiedelten Region lud Zar Alexander viele Deutsche zur Kolonisierung in diesem Landstrich ein. Nach dem Zerfall des Russischen Reichs 1917 war Bessarabien als Moldauische Demokratische Republik kurzzeitig selbstständig, gliederte sich 1918 aber Rumänien an. Als Folge des Hitler-Stalin-Pakts fiel Bessarabien 1940 an die Sowjetunion und die Bessarabiendeutschen wurden vom Deutschen Reich umgesiedelt. 1941 eroberte die rumänische Armee als Verbündeter des Deutschen Reichs Bessarabien zurück, bis 1944, als die Sowjetunion in Nord- und Mittelbessarabien die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik einrichtete und Südbessarabien an die Ukrainische SSR fiel. Durch die Flucht vieler Rumänen aus dem sowjetischen Bessarabien nach Rumänien, die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung und die Ermordung vieler Juden veränderte sich auch die Bevölkerungsstruktur der Region, dennoch blieb das Rumänische die dominante Sprache. 1991 erklärte die Moldauische SSR als Republik Moldau ihre Unabhängigkeit, ein Gebietsstreifen östlich des Dnjestr spaltete sich als Transnistrische Moldauische Sozialistische Republik ab, ist international jedoch nicht anerkannt.
Landwirtschaft und Schafzucht
Die Landwirtschaft in Bessarabien profitiert von einer humusreichen und fruchtbaren Erde. So können Wein, Getreide und Obst ertragreich angebaut werden. Die weit verbreitete Schafzucht produziert feine Wolle und die Lammwolle ist im Handel weithin als „Bessaraber“ bekannt. Viele der landwirtschaftlichen Produkte werden exportiert, so dass sie z. B. im Jahr 2000 einen Anteil von etwa 40 Prozent des Bruttoinlandprodukts ausmachten.
Überreste früherer Kulturen
Die Grabhügel der Skythen, Überreste römischer Grenzbefestigungen (Trajanswall) und mittelalterliche Klöster und Festungen sind beeindruckende Zeugnisse der wechselhaften Geschichte Bessarabiens. Am bekanntesten ist wohl die gewaltige Festung Akkerman im heutigen Bilhorod-Dnistrovsky (Ukraine). In zahlreichen Städten und Dörfern der Region sind Kirchenbauten und Schulgebäude der hier seit Anfang des 19. Jahrhundert im lebenden Bessarabiendeutschen zu sehen.
Restaurierung der Heimatorte
Zur Wahrung ihres Kulturerbes gründeten die Deutschen aus Bessarabien 1952 ein Heimatmuseum in Stuttgart. In den 1990er Jahren iniziierten ehemalige Umsiedler und ihre Nachfahren zahlreiche Projekte zur Re Restaurierung von Kirchen und Schulen in ihren bessarabischen Heimatorten.
Literatur
Schlarb, Cornelia: Bessarabien (Stand 16.02.2015)
In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2014
Schmidt, Ute: Bessarabien. Deutsche Kolonisten am Schwarzen Meer. Potsdam 2012.
Schmidt, Ute: Die Deutschen aus Bessarabien. Eine Minderheit aus Südosteuropa (1814 bis heute). Köln 2003.
Links
Bessarabiendeutscher Verein e. V.