Interview: Markéta Kachlíková
[…]
Radio Prag International: »Sie haben sowohl mit Menschen gesprochen, die nach dem Krieg aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden, als auch mit jenen, die hier geblieben sind. Unterscheidet sich die Perspektive der Menschen, die nach dem Krieg diesseits und jenseits der Grenze gelebt haben?«
Kateřina Kovačková: »Ja, sie unterscheidet sich massiv. […] Die vertriebenen Deutschen, die jetzt in Deutschland leben, sind natürlich beeinflusst vom dort gängigen Narrativ über die Vertreibung. Im Sinne von: ›Uns wurde Unrecht angetan, und die bösen Tschechen sollten sich mal entschuldigen‹ – ich überspitze das und sage nicht, dass alle so denken. Auf der tschechischen Seite ist es anders. Natürlich sprechen alle verbliebenen Deutschen mittlerweile Tschechisch, mehr oder weniger perfekt. Bei ihnen liegt es auf der Hand, dass sie ebenfalls zornig sein könnten auf die Tschechen, weil sie noch viele Jahre nach dem Krieg mit Nachteilen zu kämpfen hatten in der Tschechoslowakei. Sie hätten also alles Recht, sich ungerechnet behandelt zu fühlen und dem System oder dem tschechischen Volk dies zu verübeln. Dem ist erstaunlicherweise nicht so. […]
Deutsche Erinnerungen an Mai 1945 in der Tschechoslowakei
Das gesamte Gespräch auf den Internetseiten von Radio Prag International. Mit der Möglichkeit zum Anhören
Kateřina Kovačková: Mai 1945 in der Tschechoslowakei. Květen 1945 v Československu
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