Rezension | Marta Marková entfaltet ein Panorama des 20. Jahrhunderts
Neues Deutschland • 10.07.2012

Von Reiner Neubert

[…] Über ihre schicksalhaften Wege durch die unterschiedlichen Landschaften Mährens, Böhmens, der Slowakei und Österreichs reflektiert die Journalistin auf episodische Weise. So entsteht ein mosaikartiges Panorama des 20. Jahrhunderts, das einerseits authentisch zu sein scheint […], andererseits werden markante historische Ereignisse wie die beiden Weltkriege, die Befreiung vom Hitlerfaschismus, die Veränderung der Machtverhältnisse nach 1948, der Prager Frühling und die anschließende »Normalisierung«, die für viele Betroffene keine war, bis hin zur »Samtenen Revolution« in Bezug zum Familienalltag gesetzt.[…] In Rückblenden wird auch die Vertreibung thematisiert. Zwei Müller lebten im Dorf der Großeltern, ein tschechischer und ein deutscher. Der tschechische wurde nach dem Einmarsch der Deutschen festgenommen und malträtiert. Der deutsche Müller setzte sich für den Freund ein, so dass der, zwar misshandelt, entlassen wurde. Nach 1945 wurde jedoch der deutsche Müller von den Partisanen gezwungen, seine Mühle aufzugeben und mit 25 kg Gepäck nach Deutschland vertrieben. […]

Schöne Sprache des Feindes
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe des Neuen Deutschland

Buchtipp:
Marta Marková: Familienalbum. Erzählungen aus Mähren und Böhmen
Braumüller Verlag Wien, 2012