Süddeutsche Zeitung • 20.08.2009
[…] Herta Müller, die mit ihren rumäniendeutschen Landsleuten oft hart ins Gericht ging und nicht verhehlte, dass auch viele Sachsen und Schwaben unheilvoll in den Nationalsozialismus verstrickt waren, hat es nun auf sich genommen, denen eine Stimme zu geben, über deren Schicksal so lange und so gründlich geschwiegen wurde. Ihr neuer Roman erzählt von dem großen, kaum je benannten Unrecht, das den rumäniendeutschen Deportierten angetan wurde, von ihrer Entwürdigung im Lager, in der der einzelne seiner Individualität beraubt und zum Überlebens-Tier degradiert wurde, von dem Hunger, den sie alle litten und an dem viele starben. Es ist ein erschütternder Roman, das beste Buch, das Herta Müller, die schon für so viele Prosa- und Essaybände zu rühmen war, geschrieben hat, ein verstörendes Meisterwerk, mutig und sprachschöpferisch, ein Versuch, aus dem Inneren der Hölle zu sprechen, in einer ganz eigenen, bildstarken Sprache, die dort Worte finden muss, wo die herkömmlichen versagen, das Grauen nicht zu fassen vermögen. […]
- Das Lager ist eine praktische Welt
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der süddeutschen zeitung