Das Lobetheater im ersten Jahrfünft der Weimarer Republik • Aus der Reihe »Studien der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund«
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Bildungseifrige Analysen, schlagfertige Kommentare, Jubelarien, Verrisse und hitzige Kritikerfehden begleiteten die Theaterarbeit der führenden schlesischen Sprechbühne in den Gründerjahren der Weimarer Republik. Das künstlerische Profil des Hauses, seiner Direktoren, Regisseure, Bühnenbildner, Schauspieler und durchreisenden Stars erschließt die Studie aus dem vielstimmigen Echo in der breit gefächerten Breslauer Zeitungslandschaft. Die ästhetischen Positionen der Rezensenten geben das Raster vor, nach dem der Stellenwert von Klassiker-Aufführungen, der Kampf um die Moderne sowie die Gefällstrecken zum gemütlichen Nervenkitzel bemessen werden. Thematisch einbezogen sind zeit- und lokaltypische Problemfelder. Breslau, in der Bevölkerungszahl durch München auf den vierten Platz verdrängt, sah sich vom preußischen Staat zugunsten des oberschlesischen Grenzlands vernachlässigt und 1922 von Berlin als Austragungsort nationaler »Gerhart-Hauptmann-Festspiele« instrumentalisiert. Wirtschaftliche Nöte und das Bewusstsein der verschärften Randlage förderten den Aufbau machtvoller Besucherorganisationen. Der Zugewinn an öffentlicher Bedeutung, den das Breslauer Theater der Nachkriegsjahre vor dem Hintergrund tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche genoss, steht paradigmatisch für die kulturpolitische Aufwertung des Mediums in der ersten deutschen Republik.
(Quelle: harrassowitz Verlag)



Gajek, Ludwika: das breslauer schauspiel im spiegel der tagespresse. das lobetheater im ersten jahrfünft der weimarer republik, 2008, 288 Seiten, 30 schwarz-weiß Abbildungen, 24 × 17 cm, 68,00 € [D] | 70,00 € [A] | 116,00 sFr, ISBN 978-3-447-05604-5