»Anders als in den Kulturkreisen der europäischen Antike oder der vorchristlichen Germanen ist bei den Slawen kein strukturiertes Pantheon nachzuweisen. Auch fehlen dokumentierte Göttersagen. Um so wichtiger ist es für die rekonstruktive slawische Mythologiengeschichte, Quellen auszuwerten, die brauchbare Rückschlüsse auf die Glaubenswelt der alten Slawen gestatten. Fundstellen dieser Art sind chronikalische Nachrichten über vorchristliche Glaubensmanifestationen, Volksbräuche, Sagen, Märchen, Lieder und Volksepen. Das Werk gibt einen Überblick über entsprechende Spuren alter slawischer Glaubenserscheinungen – wiederum mit dem Ergebnis, dass ein slawisches Pantheon nicht zu belegen ist. Die hier durchgeführten Untersuchungen berücksichtigen Material aus dem ost-, west- und südslawischen Bereich. Dabei werden auch die Beziehungen zur germanischen und zur antiken Mythologie verfolgt. Es kann gezeigt werden, dass die Glaubensvorstellungen der Slawen nicht an deren Sprachgrenzen gebunden sind, sondern in einen weiter gefassten (mindestens) europäischen Verbund, in einen ›europäischen Kulturraum‹ integriert sind, so dass auch das slawische Material in einer ›Europäischen Ethnologie‹ seinen Platz fände und in diesem Rahmen zu würdigen wäre.«
(Quelle: harrasowitz Verlag)
- Norbert Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europäischen Verbund
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