Nationale Deutungsmuster überwindend öffnet der Autor den Blick für ein multiethnisches Land
Von Ostpreußen geht eine besondere Faszination aus. Nicht nur die herbe Schönheit seiner Landschaft zieht Menschen in ihren Bann, Ostpreußens Kultur- und Geistesgeschichte haben ganz Europa bereichert. Andreas Kossert legt nun eine moderne und wunderbar erzählte Gesamtgeschichte Ostpreußens vor, die sich historiographisch auf höchstem Niveau bewegt. Erstmals wird hier die tausendjährige Vergangenheit des Landes in seiner kulturellen und ethnischen Vielfalt dargestellt.
Nicht nur für Deutsche, auch für Polen, Litauer und Russen spielt Ostpreußen eine zentrale Rolle im kollektiven Gedächtnis. Auf allen Seiten überwog bis 1989 eine einseitige, nationale Geschichtsschreibung. Die Auseinandersetzung mit der ehemaligen östlichsten Provinz Preußens war das Paradebeispiel für eine ideologisch motivierte Forschung, die der politischen Legitimation dienen sollte.
Ostpreußen wurde in der deutschen Nachkriegszeit zu einem Phantom: von der Rechten überhöht, von der Linken dagegen ignoriert und tabuisiert erhielt das Bild des Landes zunehmend mythische Züge. Die Deutung der Geschichte Ostpreußens lag nach 1945 fast ausschließlich in den Händen der Vertriebenenverbände, die jedoch viele Aspekte der Vergangenheit ausblendeten und verdrängten. Von links wurde dagegen jede Beschäftigung mit dem deutschen Osten als potentiell revanchistisch angesehen. Andreas Kossert betrachtet Ostpreußen als elementaren Bestandteil der preußisch-deutschen und der europäischen Geschichte. Die Überwindung nationaler Deutungsmuster öffnet den Blick für ein seinem Wesen nach multiethnisches Land.
(Quelle: Siedler Verlag)
Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos, geb., 448 S., 40 s/w-Abb., 13,5 x 21,5 cm, € 24,90 [D] / SFr 43,70, ISBN: 3-88680-808-4
Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos
Weitere Informationen auf den Internet-Seiten des Siedler Verlages