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Harasimowicz, Jan; Weber, Matthias (Hg.): adel in schlesien. herrschaft – kultur – selbstdarstellung. Band 1 der Reihe. Oldenbourg-Verlag München, 2009. 580 S. 150 farbige Abbildungen, Euro 59,80. ISBN 978-3-486- 58877-4. Schriftenreihe des Bundesinstitut

Band 36 der schriften des bundesinstituts für kultur und geschichte der deutschen im östlichen europa

Europäisches Kulturbewusstsein und regionale Identität sind keine Widersprüche, sondern ergänzen und verbinden sich wechselseitig. Diese Erkenntnis dokumentiert das auf mehrere Jahre angelegte Forschungsprojekt »Adel in Schlesien« in deutsch-polnisch-tschechischer Kooperation. Jetzt ist ein erster Band mit Forschungsergebnissen der internationalen Expertengruppe zu den Aspekten »Herrschaft – Kultur – Selbstdarstellung« erschienen, die auf eine Konferenz aus dem Jahr 2006 im Rathaus zu Breslau/Wrocław zurückgehen. In diesem Buch wird das nationenübergreifende Phänomen des Adels erstmalig am Beispiel Schlesiens in einer Gesamtschau dargestellt.

Deutsche, polnische und tschechische Wissenschaftler verschiedener Disziplinen unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Harasimowicz und Prof. Dr. Matthias Weber stellen in diesem Buch ihre Forschungsergebnisse zu Herrschafts- und Lebensformen des schlesischen Adels unter historischen, kunsthistorischen und literaturwissenschaftlichen Aspekten vor wie »Herkunft, Tradition, Memoria und Selbstverständnis des Adels«, »Beziehungsgeschichte«, »Politik, Wirtschaft und Verwaltung« und »Bildung und Mäzenatentum«. Sie geben einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und über wichtige Quellenbestände in Archiven und Bibliotheken in Deutschland, Polen und Tschechien.

»Adel« ist ein europäisches Thema von hoher wissenschaftlicher Aktualität und von zentraler Bedeutung für die schlesische Geschichte. »Adelskultur und -geschichte sind per definitionem universalgeschichtlich«, stellt Prof. Dr. Matthias Weber vom Oldenburger Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa fest und erklärt, warum »Adel in Schlesien« ein Thema mit europäischer Relevanz ist: »Kulturelle Internationalität, über alle sprachlichen Grenzen hinweg fließende Kommunikationsstrukturen und überterritoriale dynastische Netzwerkbildungen waren seit jeher Kennzeichen des Adels. Zugleich waren bzw. sind viele Adelsfamilien gleichsam als Gegenpol einer ganz bestimmten (oft kleinräumigen) historischen Region verhaftet, in der die Familiengüter lagen, an deren Verwaltung und Politik aufgrund alten Herkommens Mitwirkungsrechte bestanden. Am Beispiel der Kultur und Geschichte des Adels lässt sich eindrucksvoll zeigen, dass europäisches Kulturbewusstsein und regionale Identität keine Widersprüche darstellen, sondern sich wechselseitig ergänzen und verbinden können.«

Die Autoren

  • Joachim Bahlcke
  • Marek Cetwiński
  • Eckart Conze
  • Mirosława Czarnecka
  • Jörg Deventer
  • Klaus Garber
  • Roland Gehrke
  • Jerzy Gorzelik
  • Detlef Haberland
  • Jan Harasimowicz
  • Jürgen Joachimsthaler
  • Tomasz Jurek
  • Antje Kempe
  • Tomaš Knoz
  • Jerzy K. Kos
  • Maciej Kulisz
  • Petr Maťa
  • Magdalena Palica
  • Werner Paravicini
  • Marian J. Ptak
  • Ulrich Schmilewski
  • Krzysztof Szelong
  • Matthias Weber

(Quelle: böhlau Verlag)

Das Forschungsprojekt

Kulturwissenschaftler der Universitäten Dresden, Passau, Stuttgart, Breslau/Wrocław und Krakau/Kraków sowie des Oldenburger Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa arbeiten seit 2005 an dem gemeinsamen Rahmenthema »Adel in Schlesien«

Es wurde im Jahr 2006 offiziell mit einer internationalen Konferenz im Rathaus von Breslau/Wrocław eröffnet. Die Tagungsergebnisse dokumentiert das neu erschienene Buch. Ein zweites Teilprojekt (2007) beschäftigt sich mit dem Haus Schaffgotsch und untersucht Konfession, Politik und Gedächtnis eines schlesischen Adelsgeschlechts vom Mittelalter bis zur Moderne. Die Ergebnisse dieses Projektbereichs werden in Kürze ebenfalls vorliegen.

Joachim Bahlcke, Wojciech Mrozowicz (Hg.): adel in schlesien. repertorium: forschungsperspektiven – quellenkunde – bibliographie. Band 2
Darüber hinaus entsteht eine Monographie zum Thema »Schlesisches Arkadien. Adel, Semantik und Landschaftsprojektion in der Frühen Neuzeit und in der Ära der Romantik«. Ein anderes Teilprojekt untersucht die »Gedächtniskultur des schlesischen Adels vom Spätmittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts am Beispiel des Fürstentums Liegnitz«.

Ein Teilprojekt (2009) unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Wünsch schließlich befasst sich mit dem schlesischen Adel im 20. Jahrhundert. Diese bisher wenig erforschte Geschichte ist wie kaum ein anderes Thema geeignet, in einem deutsch-polnischen Bezugsfeld die sozialen und kulturellen Umschichtungen der Moderne sichtbar werden zu lassen. Vergleichsperspektiven zu anderen Adelslandschaften Mittel- und Osteuropas werden berücksichtigt.

Nachwuchsförderung: Zum Konzept des Forschungsprojekts gehört es, Nachwuchswissenschaftler aus verschiedenen Ländern zu integrieren. Ein Graduiertenkolleg mit zwölf Stipendiat(inn)en arbeitet mit dem Schwerpunkt »Genealogie und Repräsentation. Formen und Funktionen adeliger Kultur in Schlesien in der Neuzeit (14.–19. Jahrhundert)« innerhalb des internationalen Forschungsverbunds.