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Czernowitz, das heute ukrainische Tscherniwzi, feierte im Oktober 2008 sein 600-jähriges Stadtjubiläum. 1408 erstmals schriftlich erwähnt, nahm der Ort seit der österreichischen Eroberung im 18. Jahrhundert eine rasante Entwicklung. Zwar sind zahlreiche Gebäude aus der k. u. k. Zeit erhalten geblieben, die Bevölkerung jedoch wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig ausgetauscht. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 nehmen viele Einwohner lebhaften Anteil an der Vergangenheit ihrer Stadt, die immer stärker auch zum Anziehungspunkt für Reisen de wird. So bleibt das einstige »Babylon Mitteleuropas« lebendig, dessen habsburgische, jüdische, deutsche, polnische, rumänische und ukrainische Einflüsse die hier versammelten Texte beleuchten.

»Die Reise nach Czernowitz lohnt, obwohl bei diesen Beschreibungen einige nostalgische Verklärung mitschwingt und manchmal ein süßlich-kakanischer Zuckerguss über eine Wirklichkeit gebreitet wird, die in Wahrheit nicht immer ganz so schön und prächtig und sicher nicht völlig konfliktfrei war. Die zahlreichen in Czernowitz und überhaupt in der Bukowina beheimateten Volksgruppen wie Ukrainer bzw. Ruthenen, Rumänen, Juden, Polen, Deutsche, Armenier, Ungarn, Lipowaner, Zigeuner – die Aufzählung ist keineswegs vollständig! – lebten eher nebeneinander als miteinander, in gegenseitiger Verträglichkeit ohne gegenseitiges Verständnis, wie es der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber für das benachbarte Galizien formulierte, aus dem er selbst stammte.«
Martin Pollack in Nach Czernowitz

Mythos Czernowitz. Eine Stadt im Spiegel ihrer Nationalitäten. Mit Beiträgen von Martin Pollack, Helmut Kusdat, Ioan-Constantin Lihaciu, Andrei Corbea-Hoişie, Gaby Coldewey, Isabel Röskau-Rydel, Jurko Prochasko, Mariana Hausleitner und Sergij Osatschuk sowie einer Podiumsdiskussion mit Karl Schlögel, Eduard Weissmann, Sergij Osatschuk, Martin Pollack und Jurko Prochasko. 276 Seiten, Broschur, Duotonabbildungen, Glossar, Zeittafel, Ortsnamenkonkordanz, ausführliche Register und Karten. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2008.
Leider vergriffen: ISBN 978-3-936168-25-9

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