Während mehrerer Studienreisen in den Jahren 1997 bis 2000 besuchte de Martin zahlreiche sächsische Gemeinden und sammelte in mündlichen und schriftlichen Quellen erhaltene Melodien. Die aus dieser musikalischen Spurensuche hervorgegangene Suite „Transylvaniana“ ist ein zeitgenössisches, durchaus avantgardistisches Porträt Siebenbürgens als Kulturlandschaft, das ein wenig bekanntes Phänomen deutscher und europäischer Kultur zum Klingen bringt.
Das von Maurice de Martin 2001 gegründete Berlin Jazz Composers Ensemble schöpft aus dem kreativen Pool der internationalen Musikszene Berlins. Hier finden einige bedeutende europäische Musiker aus dem Bereich des genreübergreifenden progressiven Jazz zusammen, insbesondere aber Musiker, die – etabliert als Instrumentalisten wie auch als Komponisten – eine eigene, stilistisch vielseitige Tonsprache entwickeln und deren Arbeit eng mit der Metropole Berlin verbunden ist. Das Credo des Ensembles ist es, in einer Zeit unzähliger kurzlebiger, in ihren Besetzungen immer wieder neu zusammengewürfelter Projekte, eine Band-Tradition zu pflegen, die kontinuierliche Arbeit in einer größeren Formation ermöglicht und eine offene, jedem einzelnen Ensemble-Mitglied auf den Leib geschriebene Musik entstehen lässt. Das BJCE ist ein Klangkörper, der aus der kreativen Freiheit des Jazz schöpft, ein kleines Orchester, in dem die Grenzen zwischen Komponist und Interpret aufgehoben sind.
»Die Musik von Transylvaniana schöpft aus dem kulturreichen Hochland nördlich der Karpaten (Siebenbürgen), das ich in den Jahren 1997–1999 auf den Spuren transsilvanischer Kultur als Stipendiat des DAAD und des Berliner Senats bereisen durfte. Während dieser Zeit suchte ich die entlegendsten Winkel dieses Landes‚ »jenseits der Wälder« nach bestimmten Menschen und deren Musik ab. Ich besuchte alte sächsische Organisten und Komponisten, ungarische Dorfmusikanten und stöberte in verstaubten rumänischen Archiven, um dann mit einer Sammlung von Liedern und Dokumenten, die teilweise bis auf das 16. Jahrhundert zurückgehen, nach Deutschland zu rückzukommen. Als sinnlicher Abdruck dieser für mich äußerst intensiven Zeit der Recherche, aber auch eines besonderen Reise-Abenteuers, entstand dann nach und nach das vorliegende ca. 70-minütige Werk Transylvaniana. Man könnte dem Werk auch den Untertitel ›ein musikalischer Reisebericht‹ geben, denn es ist eine künstlerische Reflexion meiner Zeit in Rumänien und deren musikalischer Nachhall.«Maurice de Martin
Besetzung:
- Ulli Bartel – Violine
Antonio Palesano – Trompete
Ben Abarbanel Wolff – Saxes
Iven Hausmann – Posaune
Kalle Kalima – Gitarre
Gunnar Geisse – Gitarre
Antonis Anissegos – präpariertes Klavier
Mircea Tiberian – Piano
Tadeusz Sudnik – realtime electronics
Oliver Potratz – Bass
Maurice de Martin – Schlagzeug
Das Deutsche Kulturforum östliches Europa ermöglichte im Jahre 2002 die Fertigstellung der Komposition und die Realisierung einer Uraufführung für großes Ensemble in Bukarest und Berlin.
Maurice de Martin: Transylvaniana. Berlin Jazz Composers Ensemble. 1 Audio-CD. € [D] 10,00/ PLN 30,00
Transylvaniana-Website
des Komponisten Maurice de Martin