Franz Xaver Gebel wurde in Fürstenau (polnisch Milin) bei Breslau geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung wie viele seiner schlesischen Landsleute in Wien. In Wien wirkte Gebel zunächst als Kapellmeister am Leopoldstädter Theater und veröffentlichte bereits einige Kompositionen im Druck. 1816 ging er nach Lemberg und gelangte schließlich 1817 nach Moskau, wo er für den Rest seines Lebens blieb und als Privatlehrer Klavier- und Kompositionsunterricht gab.
Gebels Kompositionen, vor allem seine Quartette und Quintette machten offenbar großen Eindruck auf seine Zeitgenossen. Michail Glinka, der erste bedeutende russische Komponist des 19. Jahrhunderts, erinnerte sich später sehr positiv an seine Moskauer Begegnungen mit Gebel und dessen Musik. Von den in Moskau entstandenen Werken sind einige in Gebels letzten Lebensjahren in Moskau gedruckt worden, darunter auch das Streichquartett in Es-Dur op. 27. Heute ist Gebel allerdings in Russland wie anderswo weitgehend vergessen.
Das D-Dur-Quartett, das Gebel wohl noch in seiner Wiener Zeit komponierte, erschien unter dem Titel Premier Quatuor im renommierten Leipziger Verlag von Carl Friedrich Peters. Das umfangreiche Werk beginnt mit einem Allegro vivace in Sonatenform. Das schwungvolle Hauptthema wird durch einen lyrischen Nebengedanken kontrastiert. In der polyphonen Durchführung schweifen Modulationen in weit entfernte Tonarten ab. Besonders reizvoll und im Kontext seiner Entstehungszeit auch durchaus modern ist der luftige zweite Satz, ein Scherzo von fast Mendelssohnschem Zauber. Ein ausgedehntes Andante in A-Dur folgt mit weiten melodischen Bögen und bietet auch dramatische Ausbrüche mit scharfen harmonischen Übergängen. Im Finale, einem Presto, stellt der Komponist einmal mehr seinen melodischen Einfallsreichtum und sein kompositorisches Geschick unter Beweis.
Das in Moskau entstandene Es-Dur-Quartett ist gegenüber seinem wohl mehr als zwanzig Jahre zuvor komponierten Wiener Gegenstück weniger »romantisch« und zeugt von einem reifen, auf die Beethovensche Tradition orientierten Stil. Der erste Satz ist wiederum ein formvollendetes Sonaten-Allegro. Darauf folgt ein zartes Largo con espressione in C-Dur mit einem leidenschaftlicheren Mittelteil in c-Moll. Das als »Minuetto« bezeichnete Scherzo in g-Moll ist als apartes Stilzitat eher wie ein barocker Schreittanz gebaut, unterbrochen von einem kontrapunktischen Mittelteil in Es-Dur. Das Finale ist ein schwungvolles Rondo, im Hauptthema mit leichten Anklängen an ein russisches Volkslied.
Das Hoffmeister-Quartett wurde im Jahr 2002 mit dem Ziel gegründet, die Streichquartette der Klassik und Frühromantik in ihrer kaum erschlossenen Vielfalt wiederzuentdecken und im Klang ihrer Zeit aufzuführen. Benannt nach Franz Anton Hoffmeister, dem Zeitgenossen, Freund und Kollegen von Mozart und Haydn, nimmt das Ensemble neben berühmten Werken Haydns, Mozarts und Beethovens immer auch Streichquartette der zahlreichen weniger bekannten Meister ihrer Zeit in seine Programme auf.
In der Profil Edition Günter Hänssler erschien die vielbeachtete Gesamtaufnahme der zwölf Streichquartette des St. Petersburger »genialen Sonderlings« Anton Ferdinand Titz. Beteiligt war das Hoffmeister-Quartett auch bei der CD-Einspielung der Kammermusik E.T.A. Hoffmanns für die Profil-Edition.
Am ersten Pult des Hoffmeister-Quartetts wechseln sich die in Hannover ansässigen Geiger Ulla Bundies und Christoph Heidemann ab, aus Berlin kommen die Bratschistin Aino Hildebrand und der Cellist Martin Seemann. Sie alle musizieren auch in renommierten deutschen Ensembles wie Akademie für Alte Musik Berlin, Cantus Cölln, Concerto Brandenburg, Concerto Köln, Lautten Compagney und Musica Alta Ripa. Konzertreisen führten das Hoffmeister-Quartett bisher nach Belgien und in die Niederlande, nach Polen, Russland und in die Ukraine sowie nach Japan.
Franz Xaver Gebel (1787–1843): String Quartets
World Premiere Recordings
Hoffmeister Quartet
Christoph Heinemann, violin (1st in tracks 1–4)
Ulla Bundies, violin (1st in tracks 5–8)
Aino Hildebrandt, viola
Martin Seemann, violincello
String Quartet D major
1 | Allegro vivace | 09:38 |
2 | Menuetto. Presto | 04:08 |
3 | Andante | 08:44 |
4 | Presto | 08:12 |
String Quartet E-flat major, op. 27
5 | Allegro con brio | 08:29 |
6 | Largo con espressione | 06:31 |
7 | Minuetto | 03:27 |
8 | Finale. Allegro | 04:51 |
Total Time: | 54:10 |
Franz Xaver Gebel: String Quartets. Hoffmeister Quartet.
Aufnahme: Juli 2014, Schloss Northeim-Imbshausen. Aufnahmeproduzent und digitale Bearbeitung: Uwe Walter, Dipl.-Tonmeister VDT. Produziert vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, Klaus Harer, in Kooperation mit Profil-Edition Günter Hänssler. Deutsch-englisches Booklet. Gesamtspielzeit 54:10
℗ 2014 by Deutsches Kulturforum östliches Europa
© 2015 by Profil Medien GmbH
13,99 €, Best.-Nr. PH15031
CD-Bestellung
Deutsches Kulturforum östliches Europa
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