Erfolgreiche US-Premiere in Boston am 25. und 26. Oktober 2008
Dr. Klaus Harer
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Rosian Zerner mit Verena Rein vor dem Haus Friedrich-Wilhelm-Platz 6 in Berlin-Friedenau, in dem Edwin Geist ab Winter 1937/38 lebte.
Schlussapplaus im Konzertsaal des Slosberg Music Centers der Brandeis University
Eingeleitet wurden die Konzerte durch eine Podiumsdiskussion mit (v.l.n.r.:) Dr. Sabine von Mering, Leiterin des Zentrums für Deutsche und Europäische Studien der Brandeis University; Dr. Klaus Harer (DKF); dem Geist-Biografen Reinhard Kaiser (Frankfurt a
Rosian Zerner im Goethe-Institut Boston
Ankündigungsplakat für das Konzert an der Brandeis-University

Die Musik des 1942 in Kaunas von der Gestapo erschossenen Komponisten Edwin Geist wurde im Jahr 2007 erstmals auf einer CD – in der Potsdamer Bibliothek. Musik – vorgestellt. Im Sommer 2006, während der Produktion dieser CD, besuchte Rosian Zerner, die Nichte des Komponisten, Berlin und besuchte mit der Sängerin Verena Rein und Klaus Harer, Musikreferent des Deutschen Kulturforums östliches Europa, den Stadtteil Friedenau, in dem Edwin Geist in den 1930er Jahren an verschiedenen Adressen lebte.

Als sie die Rohfassung der CD-Einspielung, die kurz zuvor in Klaipėda/Memel (Litauen) aufgenommen worden waren, hörte, beschloss Frau Zerner, ihre Verbindungen in ihrer Heimatstadt Boston zu nutzen, um möglichst bald die Musik ihres Onkels in einem Konzert in den USA vorzustellen. Rosian Zerner, die seit Jahren im Vorstand der »World Federation of Jewish Child Survivors of the Holocaust« aktiv ist und im Deutsch-jüdischen Dialog mit der Brandeis University kooperiert, überzeugte die Leiterin des Zentrums für Deutsche und Europäische Studien, Dr. Sabine von Mering, und mit Unterstützung des damaligen Deutschen Generalkonsuls Dr. Wolfgang Vorwerk sowie des Goethe-Instituts Boston und des Deutschen Kulturforums östliches Europa konnte die Idee schließlich realisiert werden: Am 25. Oktober 2008 in dem kleinen, eleganten Saal des Goethe-Instituts Boston und am 26. Oktober 2008 im akustisch hervorragenden Konzertsaal der Brandeis University in Waltham, unweit Bostons erklang die Musik Edwin Geists erstmals in den USA.

Mithilfe der Musikabteilung der Brandeis University waren hervorragende Musiker zur Mitwirkung an dieser Bostoner Geist-Premiere gewonnen worden. Die Berliner Sopranistin Verena Rein, die auch bei der CD-Produktion eine maßgebliche Rolle gespielt hatte, studierte mit den Bostoner Kollegen in kürzester Zeit das anspruchsvolle Programm ein. Auf dem Konzertprogramm standen alle mit kleiner Besetzung aufführbaren Werke von Edwin Geist. Zusätzlich zu den auf der erwähnten CD erschienenen Werken kamen noch fünf weitere Stücke zur Aufführung. Zwei Stücke aus Geists Oper die heimkehr des dionysos, ein »Arioso« und das »Gebet der Apollonea«, sang Verena Rein. Die Pianistin Eliko Akahori begleitete sie in farbenreichem Spiel. Die Tanzpantomime aus dem Dritten Akt der Oper Die Heimkehr des Dionysos, von der Geist für seine Frau Lyda eine sehr virtuose Klavierfassung schrieb, meisterte der Brandeis-Student Jae Kyo Han mit Bravour.

Im Slosberg Music Center führte die Brandeis-Studentin Anna Kharaz einen improvisierten Solotanz zu dieser Ballettmusik auf, der sich stilistisch an den Ausdruckstanz der 1920-30er Jahre anlehnte. Den Abschluss bildeten zwei Chorstücke, die von dem Studentenchor »The Irving Fine Society Singers« unter der Leitung von Nicholas Alexander Brown aufgeführt wurden.

Eine kleine Ausstellung mit Dokumenten, Fotos und Publikationen zu Edwin Geists Leben, vorbereitet von Rosian Zerner, wurde im Rahmen eines Empfangs im Slosberg Music Center der Brandeis University eröffnet.

Das inspirierte und engagierte Zusammenspiel aller Beteiligten und besonders der Studenten der Brandeis University sowie das große Publikumsinteresse zeigten, dass die Musik Edwin Geists mehr als lebensfähig ist und erst am Anfang ihres Weges zum Publikum steht.