Eine Veranstaltung in deutscher Sprache
Krieg, Flucht und Vertreibung waren in vielen deutschen Familien in der Nachkriegszeit ein Tabuthema, über das nicht oder nur wenig gesprochen wurde. Die alte Heimat, ob Schlesien oder Pommern, war verloren und lag nun in einem fernen, fremden Land. Das Gefühl, eine neue gefunden zu haben, stellte sich für viele lange nicht ein. Die Verletzungen wurden auf die nächste Generation übertragen. Die Wunden blieben offen, die Fragen der Kinder meist unbeantwortet.
75 Jahre nach der Flucht ihres Vaters aus dem schlesischen Dorf Rosenthal, heute Różyna, wanderte Christiane Hoffmann den Fluchtweg ihres Vaters nach. Auf ihrer Wanderung durch Polen und Tschechien suchte sie nach der Geschichte und führte Gespräche – mit anderen Menschen und mit sich selbst. Ihr Buch überführt die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ins 21. Jahrhundert und mahnt an die Schrecken des Krieges, es verschränkt die Familiengeschichte mit der Historie, Zeitzeugenberichte mit Begegnungen auf ihrem Weg. Doch es ist vor allem ein sehr persönliches Buch, geschrieben in einer literarischen Sprache, eine Suche nach dem Vater und seiner Geschichte, nach dem, was er verdrängte, um zu überleben.
Andrea F. Behr ist Enkelin von Elsbeth Peuker, geb. Scholz, aus Rosenthal in Schlesien. Der Ort verbindet sie mit Christiane Hoffmann. Behrs Großeltern und Hoffmanns Vater haben im Januar 1945 im selben Flüchtlingstreck ihre schlesische Heimat verlassen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen beide Familiengeschichten und der Umgang mit dem Thema Flucht und Vertreibung in der Bundesrepublik und der DDR.
Moderation: Dr. Andreas Kossert, Historiker, Berlin
Christiane Hoffmann, geboren 1967 in Hamburg, Studium der Slawistik, osteuropäischen Geschichte und Journalistik in Freiburg, Leningrad und Hamburg, langjährige Tätigkeit für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Spiegel. Seit 2021 ist sie die Erste Stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung. Christiane Hoffmann ist die Tochter zweier Flüchtlingskinder. Ihre Vorfahren väterlicherseits stammen aus Schlesien, die Familie ihrer Mutter aus Ostpreußen. Ihr Buch Alles, was wir nicht erinnern erschien 2022 bei CH. Beck und war lange Spiegel-Bestseller in der Kategorie Sachbuch.
Andrea F. Behr | Foto: © Paul Glaser
Andrea F. Behr, geboren 1975 in Görlitz, Betriebs- und Volkswirtschaftsstudium an der Universität Leipzig, Auslandsaufenthalte in den USA, Frankreich, Südafrika und der Schweiz. Sie war u.a. für die UN-Menschenrechtskommission, die Ständige Vertretung der Bundesrepublik bei der OECD und zuletzt als Geschäftsführerin der städtischen Gesellschaft Europastadt Görlitz/Zgorzelec GmbH für Tourismus, Marketing und Wirtschaftsförderung tätig. Aktuell berät sie das Lausitzer Großforschungsprojekt »Deutsches Zentrum für Astrophysik«.
Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung unter www.literaturtage.eu
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen der Literaturtage an der Neiße 2023.
Das Kulturforum wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Datum | So, 23.04.2023 |
Zeit | 16:00 Uhr |
Eintritt | 8,– Euro | ermäßigt 5,– Euro |
Barrierefrei | Ja |
Kulturforum Görlitzer Synagoge
Otto-Müller-Straße 3, 02826 Görlitz, Deutschland
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