Eine Veranstaltung in deutscher und polnischer Sprache
Seine Leidenschaft gilt der Provinz, dem Hinterland, dem Abseits, dem Rand, an dem Polen am polnischsten und der Osten am östlichsten ist. In seinen Romanen ist Ziemowit Szczerek immer on the road, immer getrieben von der Sehnsucht nach etwas Unbestimmtem, immer auf der Suche nach der »slawischen Seele« (Jens Bisky).
In Mordor kommt und frisst uns auf (Przyjdzie Mordor i nas zje, czyli tajna historia Słowian) schickt er seinen Protagonisten, den Journalisten Łukasz, in die ehemals polnischen Gebiete in der Ukraine. Dort angekommen, wird Łukasz konfrontiert mit eigener Überlegenheit gegenüber den Hinterwäldlern im »Wilden Osten« – und den ukrainischen Vorurteilen gegenüber polnischen Heimwehtouristen, die in das Land reisen, um »die Knochen [ihrer] Ahnen zu knutschen«. Ein großartiges Buch über kulturelle Unterschiede und eine bitterböse Satire auf die Identitätsdebatten der letzten Jahrzehnte!
In Sieben (Siódemka) fährt Paweł, Journalist bei einem auf Fake News spezialisierten Internetportal, mit einem alten Vectra auf der berühmten Landesstraße Nr. 7, die Polen in zwei Hälften teilt, von Krakau in Richtung Warschau. An Allerheiligen, dem polnischsten aller Tage, geht es auf der »Königin unter Polens Straßen« mit Vollgas hinein ins Herz der Finsternis. Unterwegs trifft Paweł auf zwielichtige Gestalten und Orte, auf Nationalismus, Chauvinismus und Größenwahn – jene Dämonen, die nicht nur in der polnischen Provinz ihr Unwesen treiben.
Moderation: Dorota Danielewicz, Publizistin und Autorin, Berlin
Ziemowit Szczerek, geboren 1978 in Radom (Polen), ist Buchautor und Journalist. Er ist fasziniert vom Osten Europas, den er immer wieder zum Ziel seiner Reisen und Thema seiner Werke macht. In seinen Büchern führt Ziemowit Szczerek die gängigen Stereotype über Mittel- und Osteuropa ad absurdum und entlarvt die Überheblichkeit und Ignoranz des westlichen Blicks. Bei der Eröffnung der Literaturtage liest er aus seinem neuesten Buch Lemberg. Die imaginierte Stadt (Wymyślone miasto Lwów), in dem er der ukrainischen, polnischen, galizischen, habsburgischen, jüdischen, europäischen und postsowjetischen Identität von Lemberg/Lwiw nachspürt.
Thomas Weiler | Foto: © Jan Zappner
Thomas Weiler, geboren 1978 im Schwarzwald, Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und St.Petersburg. Er überträgt Belletristik und Kinderliteratur aus dem Polnischen, Russischen und Belarussischen. 2017 erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis, 2019 wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis ausgezeichnet. Thomas Weiler lebt mit seiner Familie in Markkleeberg bei Leipzig.
Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung unter www.literaturtage.eu
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen der Literaturtage an der Neiße 2023.
Das Kulturforum wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Datum | Fr, 21.04.2023 |
Zeit | 20:00 Uhr |
Eintritt | 8,– Euro | ermäßigt 5,– Euro |
Barrierefrei | Ja |
Kulturforum Görlitzer Synagoge
Otto-Müller-Straße 3, 02826 Görlitz, Deutschland
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