Flaniert man heute in den vielen verschiedenen Ländern entlang des Donauufers, sieht man meist vergnügte, lachende, entspannte Menschen. Dass sich an denselben Ufern Massaker ereignet haben, ist kaum vorstellbar. Einige Mahnmale erinnern an düstere Zeiten: Ein Mahnmal am Ufer der Donau in Neusatz/Novi Sad erinnert an die willkürliche Ermordung von Juden und Serben 1942. Die Schuhe am Donauufer in Budapest erinnern an die Massenerschießungen von ungarischen Juden 1944/45. Gräueltaten und Gewalt, Konflikte und Kriege blieben der Donau und den Menschen an ihren Unfern nicht erspart. In seinem Buch Fluss der Erinnerung schreibt Andrzej Stasiuk zu Recht: »So ist die Donau: Sie entspringt im Schwarzwald, wälzt ihr Wasser durch Wien, und dann führt sie Leichen.«
Seit Jahrhunderten wurde die Donau umkämpft. Bereits von Römern begehrt, wurde sie später von Hunnen, Awaren, Ungarn, Tataren belagert. Entscheidende Schlachten spielten sich in ihrem Umfeld ab: Nikopolis 1396, Belgrad 1456, Mohács 1525, Wien 1529 und 1683. In der jüngeren Vergangenheit hat der Jugoslawienkrieg seine Spuren an der Donau hinterlassen – zerbombte Brücken in Neusatz/Novi Sad waren die Folge, doch sie sind wieder aufgebaut, am Ufer der Donau ist Frieden eingekehrt und die Stadt konnte unter dem Motto »4 New Bridges« 2022 das Europäische Kulturhauptstadtjahr feiern.
Donauschwabendenkmal am Ufer der Donau in Ulm. Foto: © DZM
Am Ulmer Ufer der Donau erinnert ein Donauschwabendenkmal an die wagemutigen deutschen Siedler, die vor mehr als 300 Jahren mit den »Ulmer Schachteln« flussabwärts fuhren – in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für sich und ihre Nachfahren. Damals war die Donau eine große Verheißung. Auch für uns heute bedeutet die Donau Vielfalt und Vermittlung, Aufbruch und Austausch, Verbindung und Verkehr.
Begrüßung
Impulsvortrag
anschließend
Podiumsdiskussion
Schlusswort
Eine Anmeldung ist erforderlich auf der Website der Diplomatischen Akademie Wien:
www.da-vienna.ac.at
(zur Veranstaltung am 26. April 2023 scrollen und auf ›Anmeldung‹ klicken)
Fotokunst: Der Geist in der Donau/Ghost on the Danube | © Alexandru Cristian Beșliu
Begleitend zur Veranstaltung erzählen drei Ausstellungstafeln von der Kultur und Geschichte der überfluteten Donauinsel Ada Kaleh. Das »Atlantis der Donau« ist zugleich Namensgeber für das internationale Projekt, das sich der Erforschung und Präsentation der kleinen Welten verschwundener Siedlungen in Mittel- und Südosteuropa widmet.
Dr. Emil Brix, geb. 1956, Studium der Geschichte und Anglistik an der Universität Wien, 1982 Aufnahme in den Diplomatischen Dienst der Republik Österreich,1982–1984 Bundesgeschäftsführer im Management Club des Österreichischen Wirtschaftsbundes, 1984–1986 Klubsekretär im ÖVP-Parlamentsclub, 1986–1989 Leiter des Büros des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung, 1990–1995 österreichischer Generalkonsul in Krakau, 1995–1999 Direktor des Österreichischen Kulturinstitutes London, danach Leiter der Kulturpolitischen Sektion des Außenministeriums Österreichs, 2010–2015 Botschafter in London, 2015–2017 Botschafter in Moskau, seit 2017 Direktor der Diplomatischen Akademie Wien. Autor zahlreicher Publikationen. Zahlreiche Auszeichnungen.
Regina Hellwig-Schmid, freischaffende Künstlerin und Kuratorin in Regensburg; Initiatorin, Expertin, Netzwerkerin und Koordinatorin von einer Vielzahl internationaler Kunstprojekte im Donauraum, u. a. künstlerische Leiterin der donumenta e. V., ihre Arbeiten werden international gezeigt und befinden sich im öffentlichen und privaten Besitz; zahlreiche Auszeichnungen: Frau Europa Europäische Bewegung 2004, Europamedaille 2008, Bundesverdienstkreuz 2016, Kulturpreis Bayern 2020 u. a. Weitere Infos unter: www.regina-hellwig-schmid.de.
Biljana Kovač Bejin, geb. 1992 in Subotica, die Kindheit größtenteils in Berlin verbracht, 2011 Studium der Germanistik in Neusatz/Novi Sad mit Masterabschluss, seit 2018 ebenfalls dort Promotionsstudium; Teilnahme an zahlreichen Workshops: An der Donau. Ein europäisches Literaturprojekt; Literarische Verarbeitungen von Kriegs- und Gewalterfahrungen und ihre Übersetzung. Deutschland und das ehemalige Jugoslawien im Dialog; Gruppenübersetzung des Essays Die Lehre der Donau von Karl-Markus Gauß im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen Prof. Dr. Nikolina Zobenica u. a. mit PD Dr. Edit Király und Dr. Olivia Spiridon; Theaterpädagogische Sommerschulen usw. Seit 2017 wiss. Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Novi Sad und Leiterin der Theatergruppe des Instituts.
Dr. Márton Méhes, geb. 1974 in Győr (Ungarn), Studium der Germanistik an der Universität Pécs (Ungarn), Promotion an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest. Lehrbeaufragter für Kulturdiplomatie an der internationalen Andrássy Universität Budapest. Leiter großer Kulturprojekte (u. a. vom ungarischen Kulturjahr in Deutschland »Ungarischer Akzent«, Kulturhauptstadt Pécs 2010), 2010–2015 Direktor des Collegium Hungaricum Wien. Seit 2015 internationaler Berater und Kulturmanager, u.a. Koordinator des Literaturprogramms Donau Lounge – Kultur und Literatur aus den Donauländern, das jährlich auf der Buch Wien stattfindet. Koordinator und Experte in zahlreichen Donauraum-Projekten wie »Kunst am Strom. Zeitgenössische Kunst aus acht Donauländern«, das Interreg Danube Transnational-Projekt »Transdanube Travel Stories« u. v. a.
Dr. habil. Ágnes Tóth, geb. 1961 in Akasztó (Ungarn), Studium der Geschichte und ungarischen Literatur an der József Attila-Universität in Szeged. Habilitation 2010 mit einer Arbeit über Rückkehr nach Ungarn 1946–1950. Erlebnisberichte ungarndeutscher Vertriebener. Wiss. Mitarbeiterin und Forschungsprofessorin am Institut für Minderheitenforschung im Zentrum für Sozialwissenschaften in Budapest, 2010–2013 Direktorin des Instituts, 2015–2020 Leitung des Lehrstuhls für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Universität Pécs. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des 20. Jh.; Nationale Minderheiten und Minderheitenpolitik in Mittel- und Osteuropa; Geschichte der Ungarndeutschen und der Zwangsmigrationen. Zahlreiche Publikationen zur deutschen Minderheit in Ungarn.
Ein Projekt des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam, in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Ostmittel- und Südosteuropa am Museum Europäischer Kulturen, Berlin, und der Diplomatischen Akademie Wien
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa im Rahmen seines Jahresthemas 2023: Die Donau: 3000 Kilometer Europa.
Datum | Mi, 26.04.2023 |
Zeit | 18:00 Uhr |
Eintritt | frei |
Barrierefrei | Nein |
Diplomatische Akademie Wien – DAW
Favoritenstraße 15A, 1040 Wien, Österreich
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