Der erste Satz von Franz Kafkas unvollendeter Erzählung Der Bau lautet: »Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen«. Er wird von einem maulwurfartigen Tier gedacht, dessen Gedanken unaufhörlich um seinen weit verzweigten und sorgfältig gegen Eindringlinge geschützten Bau im Erdreich kreisen. Dieses Szenario hat Jochen Alexander Freydank in einer sehr freien Weise für seinen gleichnamigen, knapp zweistündigen Spielfilm mit Axel Prahl in der Hauptrolle adaptiert. Dieser ist Ende 40 und an einem Punkt in seinem Leben angelangt, an dem es ihm vor allem darum geht, das Erreichte zu bewahren. Zusammen mit seiner Familie lebt er in einem Luxusappartment in einem roten Häuserklotz. Franz schätzt seine Unabhängigkeit. Doch er glaubt, dass seine Frau und seine zwei Kinder in Gefahr sind und dass er seinen Besitz verlieren wird. Bald fühlt sich Franz draußen sicherer als drinnen. Er meidet seine Wohnung und behält den Eingang von außen im Auge – bis ihn jemand überfällt.
Der Film erzählt die Geschichte der »Verwandlung« eines Menschen in einer sich rapide verändernden und zunehmend abgeschotteten und unsozialeren Welt. Ein Mann, der alles erreicht zu haben scheint, hat sich eingerichtet in seinem Bau, einem festungsartigen Wohnkomplex. Doch so sehr er sie ignorieren will – es gibt sie doch, die Welt dort draußen. Sie werden kommen. Sie wollen ihn, sie wollen teilhaben an seinem Wohlstand ... Kafkas der Bau ist ein Film über Isolation, Angst und Einsamkeit in unserer Zeit. Er wurde mehrfach nominiert und ausgezeichnet, u. a. für das beste Szenenbild durch das Neiße Filmfestival und mit dem Filmkunstpreis des Festivals des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein. Außerdem wurde der Film auf den renommierten internationalen Festivals in Busan, Shanghai, Warschau und Edinburgh gezeigt.
Ein Film von Jochen Alexander Freydank, 2014, 103 Min.
Kafkas Der Bau
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