Werner Söllner, der durch seine Übersetzertätigkeit zum Sturz des Ceauşescu-Regimes beigetragen hat, war ein Securitate-Spitzel. Hat er die Literatur verraten?
Jochen Hieber

Frankfurter Allgemeine Zeitung • 12.12.2009

Es begann im April 1989. Auf verschlungenen Wegen erreichten diese Zeitung regelmäßig Kassiber, Gedichte und Essays des seit dem 22. März unter Hausarrest stehenden rumänischen Dichters Mircea Dinescu. Sie verdankten sich den geheimen Kontakten des aus dem Banat stammenden und damals siebenunddreißig Jahre alten Autors Werner Söllner, der 1982 aus Rumänien nach Deutschland gekommen war und hierzulande alsbald mit so eigenen wie eminenten Gedichten auf sich aufmerksam gemacht hatte. Unvergesslich ist, wie Söllner im Frühjahr, Sommer und Herbst 1989 nahezu wöchentlich in der Redaktion auftauchte, stets mit einem neuen Manuskript, einer neuen Attacke auf den kommunistischen Diktator Nicolae Ceauşescu und dessen Geheimdienst Securitate, alle geschrieben von Dinescu, alle von Söllner übersetzt und, wo nötig, auch kommentiert. […]