Matthias Heine

Die Welt • 27.03.2009

Mit Büchern wie »Schneeweiß und Russenrot« sowie »Die Reiherkönigin« ist die junge Polin Dorota Masłowska bekannt geworden. Freizügig ist darin von Sex und Drogen die Rede. Jetzt hatte in der Schaubühne ihr neues Theaterstück »Wir kommen gut klar mit uns« Premiere.

[…] Einziger Trost der älteren Frauen ist ein antisemitischer Radiosender, in dem mit salbungsvoller Stimme von einer Vergangenheit gesülzt wird, in der alle Menschen Polen waren – solange bis den Polen Amerika, Afrika, Australien, Asien und zuletzt auch noch Deutschland und Russland weggenommen wurden. Kommunikation gibt es am ehesten zwischen Großmutter und Metallmädchen. Ungläubig hört die Jüngere, dass in der Weichsel mal Fische schwammen und nicht nur gebrauchte Kondome. Immer deutlicher wird, dass Oma und Enkelin mehr als die Zöpfe gemein haben: »Ich bin’s nur – der Zweite Weltkrieg« fantasiert das Metallmädchen. Und am Ende nimmt die Enkelin in einer pathetischen Szene die Gestalt der jungen Großmutter an, die auf der Suche nach Brot und toten Verwandten durch das von Deutschen zerbombte Warschau kriecht. […]