Erika Steinbach: »Ausdruck der langsamen aber dringend notwendigen Normalisierung des Verhältnisses zwischen unseren Völkern«

Bund der Vertriebenen online • 25.01.2008

Zu Meldungen über die Aufarbeitung der in Swinemünde bei Stettin bekannt gewordenen Verbrechen an Deutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs erklärt die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB:

Der Bund der Vertriebenen begrüßt, dass es in Polen Bestrebungen gibt, die grausamen Verbrechen an Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs aufzuarbeiten, was die Vorgänge um das vermutete Massengrab unter einer Schule in Swinemünde zeigen.

Nach Zeugenaussagen eines früheren Milizionärs und weiterer Personen sollen zahlreiche Deutsche wahllos auf grausamste Weise von polnischen Milizionären umgebracht und beraubt worden sein. Sie wurden später dort verscharrt. Eine 1946 von polnischer Seite eingeleitete Untersuchung habe lediglich sieben Täter festgestellt, von denen einer sich das Leben nahm, ein anderer floh und die übrigen lediglich geringe Haftstrafen wegen anderer Sachverhalte erhielten.

Die polnische Miliz ist unabhängig von diesem Fall in vielen deutschen Zeitzeugenberichten wegen ihrer grausamen Verbrechen an Deutschen benannt worden. Daher ist es erfreulich, festzustellen, dass jetzt offenbar eine breitere Diskussion über die Verbrechen an Deutschen am Ende und vor allem auch nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs begonnen hat.

Wenn sich aus der polnischen Bevölkerung jetzt Zeitzeugen melden, die über polnische Verbrechen aus jener Zeit sprechen wollen und in den Medien über polnische Verbrechen berichtet wird, dann ist das auch ein Ausdruck der langsamen aber dringend notwendigen Normalisierung des Verhältnisses zwischen unseren Völkern.

Loben muss man ausdrücklich den Vorstoß der Gazeta Wyborcza, die über die Verbrechen berichtet und die Aufarbeitung zum Thema gemacht hat. Dass sich das Institut für nationales Gedenken IPN in Warschau der Sache angenommen hat und nun eine Suchaktion nach weiteren Zeugen angestoßen hat, ist ein weiterer Beweis für die Ernsthaftigkeit, mit der man nun die Vergangenheit aufarbeiten will.

Diese Suche nach Wahrheit dient der Versöhnung und tröstet die Hinterbliebenen der Opfer.