Grenzregion im äußersten Westen der Ukraine
Die Karpatenukraine liegt im äußersten Westen der Ukraine und bildet hier den Regierungsbezirk Transkarpatien (ukr. Oblast Zakarpats'ka). Durch den Gebirgszug der Karpaten von der übrigen Ukraine abgetrennt, grenzt die Karpatenukraine im Norden an Polen, im Nordwesten an die Slowakei, im Südwesten an Ungarn und im Süden an Rumänien.
Deutsche Besiedlung seit dem 18. Jahrhundert
In der Region entstanden slawische und awarische Siedlungen bereits im frühen Mittelalter. Nach der ungarischen Landnahme Ende des 9. und Anfang des 10. Jahrhunderts gehörte die Region zu Ungarn. Im 14. Jahrhundert ließ sich der ruthenische Fürst Fjodor Korjatowitsch hier nieder. Im 16. und 17. Jahrhundert gehörte das Gebiet mehrmals zum Fürstentum Siebenbürgen. Als Teil des Habsburgerreichs erfuhr die Region einen Modernisierungsschub, der – ab 1867 - verbunden war mit zunehmender Magyarisierung. Deutschsprachige Siedler kamen vor allem aus dem süddeutschen Raum und aus Böhmen seit dem 18. Jahrhundert in diese Gegend. Sie bildeten lediglich zwei Sprachinseln, weswegen sich viele von ihnen ungarisch assimilierten. Nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreichs wurde das Gebiet nach wechselnden Zuständigkeiten schließlich der Tschechoslowakei angegliedert, jedoch bereits 1938/39 durch Ungarn mit Einwilligung der Achsenmächte annektiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die jüdische Bevölkerung der Karpatenukraine bei Massakern und in Vernichtungslagern fast vollständig ermordet. Am Ende des Kriegs floh der Großteil der deutschen Bevölkerung vor der Roten Armee. Wer zurückblieb, wurde ins Innere der Sowjetunion deportiert, die Region selbst der Ukraine angeschlossen, der sie bis heute angehört.
Im Jahr 2001 lebten ungefähr 3.500 deutschsprachige Bewohner in der Karpatenukraine, was einen leichten Anstieg seit der Auflösung der Sowjetunion bedeutet. Es wurden mehrere deutsche Vereine gegründet und ein Rundfunksender bietet regelmäßig ein deutsches Programm an.
Holzwirtschaft und Viehzucht
Die Karpatenuraine war stets ein landwirtschaftlich geprägtes Randgebiet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Holz- und Lebensmittelindustrie sowie der Maschinenbau zu. Forst- und Viehwirtschaft sind die wichtigsten Zweige. Außerdem wird der Tourismus in der Region immer wichtiger.
Die Region ist bekannt für ihre Holzkirchen
Zu den charakteristischen Baudenkmälern der Karpatenukraine gehören die ursprünglich griechisch-katholischen, heute meist orthodoxen Holzkirchen, die in kleineren Ortschaften über die Region verteilt sind.
Die Mitte Europas in Dilowe
Im Jahr 1887 errechneten Wissenschaftler des Kartographischen Instituts der österreichisch-ungarischen Monarchie, dass sich der geographische Mittelpunkt Europas im Dorf Dilowe befindet. Seitdem markiert ein zwei Meter hohes geodätisches Denkmal diesen denkwürdigen Ort in der Mitte Europas.
Literatur
Bálint Varga: Karpato-Ukraine.
In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2014