Neue Zürcher Zeitung • 11.06.2004
[…] Ende der neunziger Jahre schien die tschechische Literatur lustvoll in Geschichtserinnerungen zu schwelgen: Der einstige Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, aus dem 1918 die Tschechoslowakei hervorgegangen war, wurde als ein in seiner bunten Mannigfaltigkeit faszinierendes Gebilde besungen, und mit Bedauern stellte man fest, dass nach den ganzen Verwicklungen des 20. Jahrhunderts von ihm nur die farblose Monokultur des heutigen Tschechien übrig geblieben ist. Die Helden von Jiří Kratochvils Unsterblicher Geschichte (1997, dt. 2000) oder von Eda Kriseovás Katzenleben (1997) haben sowohl deutsche als auch slawische Vorfahren, und der Blickwinkel, mit dem sie das Heute betrachten, ist stark durch ihr Wissen um das gemeinsame Erbe beeinträchtigt. […]
- Ausweichbewegungen
Der gesamte Arikel in der Online-Ausgabe der NZZ