Von Paul Jandl
1987 war es so weit. Herta Müller konnte endlich der Diktatur ihrer rumänischen Heimat entkommen, aber der Geheimdienst Securitate hatte ihr noch ein letztes Geschenk mit auf den Weg gegeben. Als Datum der Ausreise stand in ihrem Pass der 29. Februar. Ein Tag, den es nicht gab, denn 1987 war kein Schaltjahr. Den deutschen Einwanderungsbehörden schien die Sache verdächtig. Statt freundlicher Aufnahme gab es lange noch bürokratische Schikanen. Mit dem 29. Februar war die spätere Literaturnobelpreisträgerin noch einmal aus allen Wirklichkeiten gefallen, tief hinunter in eine Welt, in der Buchstaben und Zahlen amtliche Wahrheiten behaupten, aber vor allem eines sind: Lüge. Man wundert sich nicht, dass das Schreiben für Herta Müller bis heute ein paradoxer Vorgang geblieben ist. […]
Als die spätere Nobelpreisträgerin Herta Müller 1987 aus Rumänien ausreisen durfte, unternahm das Regime einen letzten Versuch, sie zu vernichten
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