Christoph Hein wird am Donnerstag 60. Der in Berlin lebende Schriftsteller im Gespräch über Vertreibung, die DDR und ironische Distanz
Norbert Mayer

Die Presse • 07.04.2004

Die Presse: Ihr neuer Roman, Landnahme, handelt von Vertreibung. Der Titel ist wunderbar doppeldeutig.

Hein: Den habe ich auch gegen den Verlag durchsetzen müssen, denn das Wort Landnahme gibt es in der Umgangssprache nicht mehr, nur mehr in der Militärsprache. Es bezeichnet den einzigen Grund aller Kriege der Menschheit bis zum heutigen Tage: Landnahme. In den letzten 50 Jahren haben wir das Wort durch das Wort »Menschenrechte« ersetzt. Die Kriege werden nun nicht mehr wegen der Landnahme geführt, sondern angeblich wegen der Menschenrechte. […]