Von Judith Leister
Manchmal muss sich Virginija Vitkiene schon wundern. Jüngst erreichte die Chefin von »Kaunas 2022« wieder einmal eine Anfrage aus – sagen wir mal – Deutschland, ob man denn nach Kaunas reisen könne, ob es dort denn nicht »gefährlich« sei. Sie habe daraufhin ironisch zurückgefragt, erzählt sie, ob es denn »gefährlich« sei, nach Deutschland zu fahren. Das Kulturhauptstadt-Team in Kaunas lässt sich vom Krieg in der 800 Kilometer entfernten Ukraine nicht aus dem Takt bringen, obwohl die Bilder von dort sehr schmerzen. »Wir Ausstellungsmacher wollten in diesem Jahr eine Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit«, sagt Vitkiene. »Die Erinnerung sollte im Mittelpunkt stehen. Jetzt erleben wir traurigerweise, dass Kriege und Massaker selbst in Europa noch immer zur Gegenwart gehören. Durch die gegenwärtigen Ereignisse hat unser historisches Konzept eine zusätzliche Bedeutungsebene bekommen.« […]
Das litauische Kaunas vibrierte vor hundert Jahren vor Modernität, um bald darauf in Vergessenheit zu geraten. Heute ist eine Reise dahin eine Reise in die Erinnerung
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