Franz Nabl und Miroslav Krlea – Schreiben im Schatten des Habsburgerreichs
Norbert Gstrein

Neue Zürcher Zeitung • 27.03.2004

[…] Das Habsburgerreich hat in Miroslav Krlea seinen späten, aber wohl bittersten und wortmächtigsten Gegner gefunden, und während Franz Nabl die alte Welt zu retten versucht, ist sein Schreiben ein grosser Abgesang darauf. Obwohl sie beide als Untertanen seiner apostolischen Majestät in Wien geboren werden, der eine 1883 in Lautschin, nordöstlich von Prag, als Sohn eines Domänerates der Herrschaft Thurn und Taxis, der andere, dessen Vater Verwaltungsbeamter war, 1893 in Zagreb, ist der Hintergrund nur auf den ersten Blick vergleichbar, der offensichtliche Unterschied aber viel wichtiger: hier der Deutschsprachige, der in Niederösterreich und Wien aufwuchs und seine Zugehörigkeit zumindest damit nicht in Frage stellen musste, dort ein Angehöriger der »slawischen Völker«, der sich vor dem Ersten Weltkrieg im Zweifelsfall als Serbe bezeichnete, nur um nicht als Kroate und damit als Österreicher zu gelten. […]