Unser Nachbarland liebt die Atomkraft, birgt ungeahnte Superhelden und stellt sich diesen Monat auf der Leipziger Buchmesse vor. Eine literarische Entdeckungsreise durch Prag und Brünn.
Die Welt, 11.03.2019
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Von Marc Reichwein

[…] Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die jüngere tschechische Literatur nach einer postkommunistischen Phase relativ belanglosen Schreibens wieder literarisch relevanter ist. Und zwar in dem Sinne, dass sie Themen aufs Tapet bringt, die im politischen Diskurs Tschechiens lange tabuisiert waren oder es bis heute sind. […] Auch Kateřina Tučková hat mit Gerta. Das deutsche Mädchen (Klak, 548 S., 19,90 €) einen Roman geschrieben, der die Verbannung der deutschsprachigen Einwohner Tschechiens thematisiert. Der sogenannte Brünner Todesmarsch ging in die Geschichte der Vertreibung ein und gehört in die Abteilung der Vergeltungsmaßnahmen, über die im kulturellen Gedächtnis Tschechiens wegen der NS-Besatzung lange kein Wort verloren wurde. Es ist kein Zufall, dass die multikulturelle und mit Tschechisch, Deutsch und Jiddisch vielerorts dreisprachige Geschichte von Böhmen und Mähren heute, von einer jungen, unbelasteten Generation verstärkt wiederentdeckt wird, vom tschechischen Publikum verschlungen und mit Literaturpreisen prämiert wird. […]

Oh wie schön ist Tschechien
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