Die Vertreibung der deutschen Minderheit nach dem Zweiten Weltkrieg aus Tschechien forderte Tausende von Opfern. Das Thema ist im Land nach wie vor ein Tabu, doch in Brno ändert sich dies.
Neue Zürcher Zeitung, 26.06.2015
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Von Meret Baumann

Leo Zahel ist allein zu Hause, als am 30. Mai 1945 zur Mittagszeit ein bewaffneter Mann mit roter Armbinde an der Wohnungstür klopft und dem Jugendlichen mitteilt, die Familie habe sich am Abend bei der Polizei zu melden. Er ahnt das Unheil, denn seit Kriegsende hat sich die antideutsche Stimmung in Brno (Brünn) gefährlich zugespitzt – insbesondere nachdem der zurückgekehrte Präsident Edvard Beneš Mitte Mai in der mährischen Stadt erklärt hatte, das «deutsche Problem» in der Tschechoslowakei sei definitiv auszuräumen. Früher als gewöhnlich kehrt Zahels Mutter an diesem Tag von der Zwangsarbeit zurück und beruhigt. Man werde wohl in ein Lager gebracht, wo entschieden werde, wer bleiben dürfe und wer nicht. Als Mitglieder der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) und damit nachweisliche Nazi-Gegner habe man nichts zu befürchten. […]

Eine Versöhnungsgeste aus Brno
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der NZZ