Das Trauma des Holocaust, das Aharon Appelfeld als Kind erfuhr, hat er in seinen Werken in unverwechselbarer Weise transformiert. Nun ist der Schriftsteller 85-jährig in Jerusalem gestorben.
Neue Zürcher Zeitung, 04.01.2018
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Von Manuel Gogos

Es heißt, wenn einer stirbt, sehe er das ganze Leben endlich in seinem Zusammenhang. Wollte man das Leben des Aharon Appelfeld in einem Grundmotiv zusammenschnurren lassen, es wäre wohl die Heimkehr – Teschuwa, wie es in der Sprache frommer Juden heißt. Aharon Appelfeld wurde 1932 in der bukowinischen Hauptstadt Czernowitz geboren. Erwin ist ein behütetes Einzelkind, das jeden Morgen von seiner Mutter Bunja bis zum Schultor begleitet wird. Eine Porträtfoto zeigt den sechsjährigen Jungen akkurat gescheitelt und im hübschen Matrosenanzug. Ein zartes, ja vornehmes Kind, das über seinem hölzernen Schaukelpferd eine entzückende kleine Spielzeugpeitsche schwingt. Philip Roth, der Anfang der 1990er Jahre eigens nach Jerusalem reiste, um den verehrten Autor zu befragen, konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Kind, keine vierundzwanzig Monate später, mutterseelenallein in den Wäldern überleben muss. […]

Aharon Appelfeld gestorben: »Ein Mensch ändert seinen Namen nicht«
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der NZZ